univie 092024-web ES - Flipbook - Page 14
COVERSTORY
schiedlich leicht Informationen aufnehmen
und verarbeiten. Ich sehe es als gesellschaftliche Verantwortung, passende Information
bereitzustellen.“
Böhms Forschungsfokus liegt auf prosozialem Verhalten – ein Punkt, der vor allem in
vergangenen Gesundheitskrisen für viel Aufregung gesorgt hat. „Gesundheitsverhalten
wird dann prosozial, wenn meine Gesundheitsentscheidungen und mein Verhalten
einen direkten Einfluss auf die Gesundheit
von anderen Menschen haben“, erklärt
Böhm. Klassische Beispiele: Impfen, Maske
tragen, Passivrauchen. Das alles sind Entscheidungen, die nicht nur das Individuum
«¬ ¡
–
Robert Böhm,
für sich trifft, sondern die Auswirkungen auf
Mitmenschen haben. Voraussetzung dafür
sind zwei essenzielle Dinge: Solidarität und
Information. „Wir müssen alle Informationen liefern, damit die Menschen die beste
Entscheidung für sich und für die Gesellschaft treffen können“, meint Böhm. Wobei
Kehr ergänzt: „Die Gegebenheiten, um sich
prosozial verhalten zu können, müssen da
sein. Impfungen müssen leistbar sein. Man
muss sich immer das gesamte System anschauen: Wer hat die Entscheidungsmacht?
Wie kann man sicherstellen, dass der Zugang für alle gewährleistet ist?“ In einer Solidaritätsgesellschaft müssen Menschen dazu
unterschiedlich viel beitragen. Böhm meint:
„Unsere Aufgabe ist, einzugreifen, um sozioökonomische Unterschiede so gering wie
möglich zu halten, und wir haben die Möglichkeiten dazu. Zum Beispiel in Schulen,
wo gemeinsamer Raum geschaffen wird,
wo gesunde Ernährung vermittelt werden
kann. Die Verteilungsgerechtigkeit ist eine
gemeinsame Entscheidung des Systems, wo
auch die Kosten von allen getragen werden
müssen.“
Partizipation statt Elite
Die beiden Forscher*innen sind sich einig:
„Wir können nicht über Gerechtigkeit sprechen, ohne mit Leuten zu reden. Wir wollen
in Kontakt treten mit den Menschen, ihnen
zeigen, wie wir forschen, aber sie auch einla-
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¡
– Robert Böhm,
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