univie 092024-web ES - Flipbook - Page 11
COVERSTORY
Text: Anna Gugerell
Fotos: Joseph Krpelan / derknopfdruecker.com
Wie viel Selbstbestimmung kann sich
das Gesundheitssystem
leisten?
D I E U N I -WIEN -EXPERT*IN NEN
Janina Kehr und
Robert Böhm diskutieren mit uns, was die Forschung
für eine gerechtere Gesundheit tun kann. Dabei wird
schnell klar: keine Gesundheit ohne Information,
keine Gerechtigkeit ohne Solidarität.
Spoiler: Wir schaffen es nicht, diese Frage(n) in einem
Artikel zu beantworten. Das ist auch gar nicht der
Anspruch. Vielmehr wollen wir aufzeigen, wie unglaublich facettenreich dieses Thema ist und wie sehr
es uns alle betrifft. Forschende der Universität Wien
werden den Themenkomplex ein ganzes Semester
lang aus den Blickwinkeln unterschiedlicher Disziplinen betrachten. Bei der ganz kurzen Antwort sind
wir uns wohl einig: Gesundheit ist nicht gerecht. Aber
warum nicht? Und wie könnte man diese Ungerechtigkeit verkleinern?
Alle für alle
Als wir das Kultur- und Sozialanthropologin Janina
Kehr und Psychologe Robert Böhm im Interview gefragt haben, hieß es zuerst mal: zurück an den Anfang, ergo zur Begriffsdefinition. Was ist überhaupt
Gesundheit? Die Definition der WHO ist viel zitiert
und die Basis unserer Diskussion: Gesundheit ist umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden. Bei der Frage, wie man Gerechtigkeit in
diesem Kontext definieren könnte, wird es schon
komplizierter: „Gerechtigkeit wäre für mich, in diesen
unterschiedlichen Bereichen, die die WHO anspricht,
die Bedingungen zu schaffen, damit man möglichst
gesund sein kann. Auch im Menschenrecht für Gesundheit steht, dass jede*r so gesund sein soll, wie
11