ESG Employment Horizon 2024 German - Flipbook - Page 17
ESG und HR-Compliance
Sicherung der HR-Compliance durch Prüfung
sozialversicherungsrechtlicher Status
Die Zunahme innovativer Beschäftigungsmodelle in der Arbeitswelt
führt zu einer unübersichtlichen Beschäftigungslandschaft. Vor diesem
Hintergrund gewinnt HR-Compliance zunehmend an Bedeutung. Bei
der Zusammenarbeit mit freien Mitarbeitenden (sog. Freelancern)
hat sich vor allem das Thema Scheinselbständigkeit zu einem
Dauerbrenner entwickelt. Der Grat zwischen „echter“ Selbstständigkeit
und sozialversicherungspflichtiger abhängiger Beschäftigung ist oftmals
schmal und der Übergang fließend – zumal sich mancher Übergang
unbemerkt und unbeabsichtigt einschleicht.
Für Unternehmen birgt das Thema Scheinselbstständigkeit hohe Haftungsrisiken.
So kann es zu hohen Nachzahlungen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen
kommen, die durch Erhebung von Säumniszuschlägen verschärft werden. Aber auch
straf- und ordnungsrechtliche Konsequenzen sind denkbar. Für das Vorenthalten und
Veruntreuen von Arbeitsentgelt nach § 266a StGB droht den Verantwortlichen eine
Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.
Der Grund für diese harten Sanktionen liegt darin, dass die Scheinselbständigkeit
dem Sozialstaatsprinzip widerspricht: Obwohl im Grunde eine abhängige
Beschäftigung vorliegt werden keine Sozialversicherungsbeträge gezahlt und der
Auftragnehmer erhält nicht die Privilegien, die ihm eigentlich zustehen würden (z.B.
Kündigungsschutz, Urlaubsansprüche oder Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall).
Es ist für Unternehmen daher unerlässlich, eine
gute HR-Compliance-Struktur zu etablieren, Risiken
zu identifizieren und durch die Einrichtung eines
„Frühwarnsystems“ Scheinselbstständigkeit zu
vermeiden. Zwar steht mit dem sogenannten
Statusfeststellungsverfahren nach § 7a SGB IV
ein offizieller Weg zur rechtssicheren Klärung
bereit. Gleichwohl ist die Durchführung dieses
Verwaltungsverfahrens im Einzelfall komplex und
langwierig. Zielführender können daher eigene
Compliance-Systeme sein, die Scheinselbständigkeit
frühzeitig erkennen. Ersteinschätzungen zu einem
Risiko einer etwaigen Scheinselbstständigkeit
können beispielsweise web-basierte Tools wie
der von Hogan Lovells in Kooperation mit 9am.
works entwickelte Scheinselbstständigkeits-Check
(Scheinselbstständigkeits-Check | 9am & Hogan Lovells
(scheinselbststaendigkeitstest.de) liefern. Solche Tools
– welche auch auf konkrete Unternehmen angepasst
werden können – unterstützen Unternehmen bei der
Verfolgung und Umsetzung ihrer ESG-Ziele und tragen
zur Sicherstellung der HR-Compliance bei.