BA SJ 1124 - Journal - Seite 10
10
KUR- UND TOURISTINFORMATION
Dr.-medic (RO) Rustic
Aurelian Balan
Stadt-Journal Mai 2024
Abschluss des Medizinstudiums in ClujNapoca / Klausenburg / Rumänien 1990.
Weiterbildung zum Facharzt für Innere
Medizin in den Bereichen Kardiologie,
Gastroenterologie, Onkologie, Urologie,
Neurologie, Endokrinologie bis 2005.
Seitdem niedergelassen in eigener
Praxis „Zentrum Innere Medizin“.
Vorsorge-Kompass
Ist der Schwindel eine leichte Krankheit, wenn man nicht mehr sicher
auf den Beinen ist? Ist das Missempfinden in den Beinen besser? Sind
Zucker, Bluthochdruck, Schnarchen,
Übergewicht und hohe Stressbelastung „Bagatell-Probleme“?
Welche Krankheit würden Sie akzeptieren, oder sagen, sie ist okay?
Keine, oder?
Selbst die beste Krankheit taugt
nichts! Keiner von uns akzeptiert
irgendeine Krankheit, wenn sie wahrgenommen wird, dennoch verdrängen
wir sie gerne! Denn zumindest zu
Beginn ist der Leidensdruck gering.
Wie sollte man dann vorgehen?
Wenn man sich mit dem Thema
Vorsorge beschäftigen möchte, gerät
man schnell ins Wanken bei der
Frage: „Wogegen soll ich mich schützen? Was soll ich genau machen?"
Meistens kommen Ängste auf, weil
eine bestimmte Krankheit in der
Familie oder im Freundeskreis auftaucht, die besorgniserregend ist. Die
Angst ist dann die treibende Kraft
und Auslöser für eine Untersuchung.
Aber diese Ängste verändern unser
Verhalten so, dass wir in der Betrachtung der Vorsorge nicht objektiv
bleiben und wir uns häufig auf
Schwere fixieren.
Diese jedoch müssen nicht unbedingt
die wahren Gefahren für den Einzelnen von uns darstellen. Bei der
Vorsorge sollte man vor allem die
häufigste Todesursache in der Bevölkerung in den westlichen Ländern
betrachten.
So lässt sich die Vorsorge leichter
und systematischer planen. Herzund Gefäßerkrankungen, chronische
Lungenerkrankungen und Krebserkrankungen sind beispielsweise
die Häufigsten.
Das heißt: Die Frage ist nicht, ob
ich die Krankheit X oder Y vermeide,
sondern ob ich generell schwere
Krankheiten vermeide – egal wie sie
alle heißen.
Ein anderes Problem ist das der
Wahrnehmung; wie ernst die Gesundheitsstörung ist.
Beispiel: Ein Patient kommt mit
leichter Luftnot aufgrund eines
Asthmas, dass sich nur saisonal (im
Frühling) durch leichte Luftnot
äußert, in die Arztpraxis. Er wird behandelt, die Beschwerden verbessern
sich. Der Patient sagt: Ich habe das
Gefühl, dass es besser ist.
Ein anderer Patient beklagt massive
Luftnot infolge fortgeschrittenen
Asthmas bronchiale, das bereits seit
Jahrzehnten besteht. Der Patient
wurde bisher nicht behandelt, die
Krankheit bricht in der Wahrnehmung plötzlich aus. Er wird behandelt und merkt eine massive Verbesserung. Nun die Frage: Welchem
Patienten glauben Sie wurde mehr
geholfen?
Natürlich dem zweiten würden Sie
sagen, allerdings, wenn wir mehr
darüber nachdenken, hat der zweite
Patient möglicherweise bereits einen
Lungenschaden, der nicht mehr
rückgängig zu machen ist, während
der erste solche Schäden noch nicht
hat. Bei Patient 1 sind die Beschwerden entsprechend geringer und das
Delta zwischen Beschwerden und
verbessertem Zustand ist geringer.
Die Wahrnehmung ist auch geringer.
Diesen Patienten helfen wir am meisten, weil wir damit ein Fortschreiten
der Krankheit vermeiden.
Dieses Prinzip gilt für fast alle Krankheiten. Das Zeitfenster, in dem die
Behandlung beginnt, ist sehr wichtig.
Das Problem ist dieses Fenster zu
identifizieren / zu erkennen und die
Behandlungsnotwendigkeit zu
akzeptieren, ohne dies als Schwäche
einzuordnen oder dies überhaupt
zu bewerten.
Das Pareto-Prinzip in der Gesundheitsvorsorge sieht wie folgt aus,
wenn man minimalistisch denkt: mit
20 % Einsatz, 80 % der Vorsorge erreichen. Für eine annähernd 100-prozentige Vorsorge (die es nicht gibt)
braucht man schon mehr Einsatz.
Eine grobe Schätzung des individuellen Risikos erreicht man bei der Betrachtung der familiären genetischen
Belastung. Haben die Eltern oder Geschwister einen Herzinfarkt, Schlaganfall, Bauchspeicheldrüsenkrebs,
Dickdarmkrebs etc. erlebt, könnte das
ein erhöhtes Risiko für entsprechende Krankheiten in der nachfolgenden
Generation darstellen.
Dementsprechend müsste die Vorsorge Risiko-orientiert erfolgen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen hiermit
eine grobe Orientierung für Ihre
Planung der Vorsorge schaffen –
einen Vorsorge-Kompass. ■