BA SJ 1224 - Journal - Seite 36
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KIRCHEN
Stadt-Journal Juni 2024
erreicht die Natur ihren Höhepunkt,
während die Tage am längsten sind
und die Sonne ihren höchsten Stand
am Himmel inne hat. Um diese Zeit
herum feiert die katholische Kirche
am 24. Juni auch das Fest Johannes
der Täufer.
Sommersonnenwende
Das Leben ist voller Wendepunkte –
Momente, die uns innehalten lassen
und uns dazu bringen, über Vergangenes zu reflektieren, während wir
gleichzeitig mit Erwartungen in die
Zukunft blicken. Ob es der Schulabschluss, die Hochzeit, der Tod eines
geliebten Menschen oder ein runder
Geburtstag ist – diese Ereignisse
geben Anlass zur Feierlichkeit und
zur Dankbarkeit für das, was uns
geschenkt wurde und was bereits
geschehen ist.
Ein solcher Wendepunkt tritt ein am
21. Juni, der Sommersonnenwende.
Mit dem Erreichen dieses Tages ist
das erste halbe Jahr vorbei. Mit dem
Einzug der Sommersonnenwende
Diese Zeit des Jahres, die seit Jahrhunderten gefeiert und verehrt wird,
markiert nicht nur den offiziellen
Beginn des Sommers, sondern lädt
auch zu tiefer spiritueller Reflexion
ein, fordert zum Nachdenken auf.
Inmitten dieses Nachdenkens ruft
uns nun die Gestalt von Johannes
dem Täufer zu, indem er sagt:
„Er muss wachsen, ich aber geringer
werden.“ Joh 3,30
Warum diese Abnahme? Weil sie
Platz schafft für den, den Johannes
ankündigt. Jesus, der kommen wird,
soll in uns wachsen. Johannes kündigt den Messias an, das Licht der
Welt. Doch er betont, dass er selbst
nicht das Licht ist, sondern nur
dessen Verkünder. Ohne Neid und mit
Freude über den, der kommen wird,
lässt er Platz für das Licht. Johannes
ruft uns damit zur Selbstreflexion
auf und betont die Bedeutung von
Hingabe und Demut in einer Welt,
die oft von Egoismus und Rivalität
geprägt ist, ständig nach Mehr
strebt – mehr Tempo, mehr Besitz,
höherem Wirtschaftswachstum.
Stattdessen plädiert er für das
Gegenteil: weniger, langsamer,
bescheidener – abnehmen. Johannes
lädt uns ein, selbst zum Lichtträger
zu werden, indem wir Jesus Raum in
unserem Leben geben. Je mehr Platz
wir ihm geben, desto mehr Lebenserfüllung erfahren wir, während wir
gleichzeitig unsere eigene Bedeutung
zurücknehmen und loslassen. Dieser
Prozess ermöglicht es uns, zu erkennen, was wir wirklich brauchen
und was nicht, sowie die Auswirkungen unseres Handelns auf
andere Menschen und die Umwelt
zu verstehen. Durch diese Einsicht
können wir lernen, Gottes Schöpfung
zu achten und unser Tun und
Handeln entsprechend anzupassen,
sodass das Licht Jesu durch uns
hindurchscheinen kann.
Möge die Sommersonnenwende uns
wieder neu inspirieren, unsere eigene
Spiritualität zu vertiefen und das
Licht Jesu durch unser Wirken in die
Welt zu tragen.
Ihre Gemeindereferentin und
Klinikseelsorgerin
Elisabeth Boxhammer ■
Kunstinstallation „Seelenschifferl“ in St. Sebastian am Marienplatz
Die Künstlerin Siglinde Berndt, die
in Neubeuern lebt, hat in der
Coronazeit etwa 1.000 Papierschiffchen gefaltet, für die Menschen,
die im Landkreis und in der Stadt
Rosenheim an Covid 19 verstorben
sind. Diese von Seiten aus der Lokalzeitung gefertigten „Seelenschifferl“
hat sie weiß bemalt und mit einem
schwarzen Trauerrand versehen. Sie
waren schon ausgestellt im Schloss
Hartmannsberg, in den Klinikkapellen
von Rosenheim und Wasserburg,
sowie im Rahmen der Palliativwoche
in der Portiunkulakirche in Miesbach.
Im Zeitraum vom 8. Juni bis 14. Juni
schafft Siglinde Berndt nun eine
weitere Kunstinstallation in unserer
St. Sebastians-Kirche am Marienplatz. Wir Menschen sind beseelte
Wesen. Leib und Seele gehören
zusammen, so werden wir Geschöpfe
GOTTES zurecht immer wieder beschrieben. Gut vier dutzendmal wird
in allen Büchern der Bibel von der
Seele des Menschen berichtet. Die
Seele der Gottesmutter Maria preist
die Größe des Herrn und Jesus – der
Gottessohn sagte am Abend vor
seinem Tod zu den Jüngern:
„Meine Seele ist zu Tode betrübt,
bleibt hier und wacht mit mir.“
Bleiben – in Gedanken verbunden
sein – dazu können uns auch die
„Seelenschifferl“ wie eine Brücke
sein zu all jenen, die uns schon ans
große Ziel unseres Lebens vorausgegangen sind. Kraft der Liebe GOTTES
lebt die Seele von jedem Menschen
für immer in seinem Reich, ganz bei
IHM, im Himmel!
Die „Seelenschifferl-Installation“ in
St. Sebastian möge allen Betrachtern
tröstend und hoffnungsvoll eine
Verbindung schenken zu allen lieben
Verstorbenen, möge allen in ihrer
Seele guttun!
Klaus Schießl, Diakon in der
katholischen Stadtkirche ■