BA SJ 1124 - Journal - Seite 32
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KIRCHEN
Stadt-Journal Mai 2024
Anmerkungen zur Dankbarkeit
Mein Kollege Klaus Wagner-Labitzke
brachte die „Spiritualität der Dankbarkeit“ einmal kritisch auf den
Punkt, als er im Evangelischen
Sonntagsblatt vor ein paar Wochen
schrieb: „War man einst dankbar,
wenn man Glück hatte, so will man
heute glücklich werden, indem man
übt, dankbar zu sein.“ Tatsächlich
muss man sich fragen: Reduziere ich
die Dankbarkeit damit nicht zu einer
zu erlernenden praktischen Anleitung
zum Glücklichsein? Drei aufschlussreiche Aspekte:
(1) Ein Dankbarkeitstagebuch zu
führen, mag ja ein wichtiger
Beitrag sein, um den eigenen
Fokus richtig zu setzen. Doch
warum allein die positiv zu
deutenden Umstände sammeln
und Listen über das Beklagenswerte etwa verbieten?
Klaus Wagner-Labitzke erinnert
daran, dass beispielsweise der
Begründer der Ignatianischen
Exerzitien bei der Einübung in die
Dankbarkeit bei jedem Tagesabschluss auch das Negative erinnern ließ, um es bewusst Gottes
Barmherzigkeit zu übergeben.
(2) Fehlt der Bezug zu Gott und
damit die Ahnung der umhüllenden sichtbaren und unsichtbaren
Welt Gottes, könnte man es auch
so verstehen, dass der Mensch
sich selbst hilft, Sinn herzustellen, in dem er die schlechten
Dinge mit den guten Dingen
ausbalanciert. Durch solche
Dankbarkeit übt er sich darin,
seines Glückes Schmid zu werden
und selbst Empfänger seines
Danks zu werden.
(3) Wenn immer wieder Menschen
aus dem öffentlichen Leben betonen, wie dankbar sie für dieses
und jenes sind, oder wie privilegiert sie sich doch fühlen, könnte
der Verdacht aufkommen, dass
es sich hier eher um strategische
Dankbarkeit handelt – mit dem
unausgesprochenen Ziel, demütig
und sympathisch zu erscheinen.
Diese geistreiche Kritik an einer
Methode der Dankbarkeit will ich ergänzen, durch den Blick des Benediktinermönchs David Steindl-Rast, der
auf seine Weise den Zusammenhang
zwischen Glück und Dankbarkeit
aufzeigt. „Wir alle kennen eine ganze
Reihe von Menschen, die alles haben,
was man zum Glücklichsein braucht,
und nicht glücklich sind und andere,
die viel Pech haben und doch Freude
ausstrahlen“ – sagt der heute annähernd 100 Jahre alte Mönch in einem
TED-Talk. Für ihn ist Dankbarkeit eine
Haltung zum glücklichen Leben.
Zwei Dinge kommen da zusammen:
„Es muss etwas Wertvolles sein und
ein wahres Geschenk“. Für ihn ist
dies der jeweils gegebene Augenblick, die Gegenwart: „Wenn wir
erfahren und verstehen, dass jeder
Augenblick ein Geschenk ist, den wir
uns nicht verdient haben“ – verpas-
sen wir diesen, hilft nicht Bedauern,
sondern allein das Ergreifen des
nächsten Augenblicks!
Nein, wir sollen wahrlich nicht für
alles dankbar sein müssen. Nein,
wir sollen auch nicht nur jenes
sammeln, das in unseren Augen die
Qualität „dankenswert“ verdient. Es
geht vielmehr um eine Haltung der
Offenheit: hinschauen, das Erfahrene
nicht sogleich in gut und schlecht
einordnen, auch das Schwere nicht
verschweigen, klagen, bitten und
letztlich sich überraschen lassen.
Menschen, die die Gabe haben, sich
mitten in Freud und Leid mitzuteilen und so an Ihrer Suchbewegung
nach Sinn Anteil geben, machen eine
ganze Menge richtig. Im Nachhinein
betrachtet werden sie sehen, wie
sich im gegebenen Augenblick die
Gelegenheit zur Freude verborgen
hatte. Vielleicht ist es eher das: Eine
Sehschule zur Dankbarkeit.
Ihr Pfarrer Markus Merz ■
Frauenbund im Mai
Am Freitag, 3. Mai findet um
19:00 Uhr eine feierliche Maiandacht in Mietraching statt.
Die alljährige Bezirkswallfahrt ist
dieses Jahr am Samstag, 25. Mai
von Maxhofen nach Kleinhöhenrain.
Treffpunkt für Fußgänger ist
12:30 Uhr in Maxhofen,
die Andacht in Kleinhöhenrain
findet um 14:00 Uhr statt.
Anschließend ist Einkehr im Gasthaus „Zur schönen Aussicht“.
Am Feiertag „Fronleichnam“
Donnerstag, 30. Mai, um 9:00 Uhr
Gottesdienst im Kurpark im
Brunnenhof, anschließend
Beteiligung bei der Prozession
durch die Stadt. ■