Back Journal 11/2024 - Magazin - Seite 17
Bäckerei des Monats MACHER
Eine durchdachte Bäckerei. Wo wir bei den Schweizer Besonderheiten sind: Große Filialbetriebe sind in dem Land selten
– nicht zuletzt, weil die Vertriebsform der Vorkasse weitgehend
unbekannt ist. Mit seinen acht Standorten spielt Reinhard dort
also schon in der Liga der größeren Handwerksbetriebe, was
durch den Umsatz von fast 20 Millionen Franken dokumentiert
wird. Preisbereinigt macht eine Reinhard-Filiale ein Vielfaches
des Umsatzes, den selbst gut aufgestellte Kollegen in Deutschland erreichen. Der Betrieb arbeitet entsprechend intensiv an
der Entwicklung seiner Standorte und ist bestrebt, durch ein
genau abgestimmtes Konzept die jeweiligen Anforderungen zu
erfüllen. Das hat Vorrang vor dem einheitlichen Erscheinungsbild, wobei die Bäckerei eh keinen Wert darauf legt, als „Kette“
wahrgenommen zu werden. Mit dem Firmen-Blau wird sehr zu-
Foto: BJ / Dirk Waclawek 2024
A
ls Außenstehender mag man sich beim ersten Kontakt
mit der Reinhard AG aus Bern fragen, ob die Handwerksbäckerei mit acht Standorten gerade in Problemen
steckt: „Mir häbe Sorg“ ist nämlich der Grundsatz, der offen
über allen Aktivitäten des Betriebes prangt. Zur Beruhigung:
Alexander Reinhard und sein Team werden nicht von drückenden
Sorgen geplagt. „Mir häbe Sorg“ ist Bernerdeutsch und steht für
den Grundsatz, sorgsam mit allen Ressourcen umzugehen – von
den Rohstoffen bis hin zu den Mitarbeitern. Andere Bäckereien
würden an der Stelle also lang und breit von ihrem Nachhaltigkeitskonzept erzählen. Da bei Reinhard auch in den Läden
bernerdeutsch gesprochen wird, hat man sich ein eingängiges
Unternehmensmotto gewählt, das dann auch nicht so schnell
kopiert werden kann. Irgendwie nachhaltig ist heute bekanntlich
jeder. Erste Erkenntnis: Wir haben es bei Alexander Reinhard,
der den Betrieb in vierter Generation führt, mit einem Menschen
zu tun, dem Regionalität und sorgsamer Umgang mit den Ressourcen wichtig sind, der das aber auch zu vermarkten versteht.
Spielen die Komponenten in Deutschland schon eine wichtige
Rolle, hat für den Schweizer Kunden die Regionalität eine noch
größere Bedeutung, und für den Berner an sich gilt das in besonderem Maße.
Foto: BJ / Dirk Waclawek 2024
[2]
[2–3] Für das UrBärner 1797
schenkte Reinhard mehreren
alte Weizensorten aus dem
Kanton Bern, die er nach
umfangreicher Recherche
gefunden hatte, neues Leben.
Mit nur 30g Saatgut wurde
begonnen und dieses vier
Jahre lang vermehrt. Heute
wird die alte Landsorte Rütti
wieder bei ausgesuchten
IP-Suisse Produzenten im
Kanton Bern angebaut.
[4] Das Randen (Rote Beete)Sauerteigbrot fand als Kreation eines Mitarbeiters seinen
Weg ins Sortiment.
[3]
Foto: BJ / Dirk Waclawek 2024
[4]
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