BJ 2024 11 - Flipbook - Seite 20
MACHER
Bäckerei des Monats
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Screenshot: Reinhard 2024
Screenshot:
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Reinhard 20
[14-15] Für die interne Kommunikation setzt Reinhard auf
die Software Beekeeper, die
die Mitarbeiter auf ihren Mobilgeräten installieren können.
Vorteil für die interne Kommunikation: Der Datenschutz ist
sichergesteltt, für verschiedene Gruppen können jeweils
Rechte vergeben werden. Die
Bedienung ist so einfach, dass
Beekeeper von praktisch allen
Mitarbeitern gern genutzt wird
– für dienstliche Informationen wie für das Bild aus dem
Urlaub.
[15]
sondern kümmert sich auch um die Schulung der Mitarbeiter
am Siebträger und erbringt weitere Dienstleistungen. Die Mühle
von Reinhard gehört seinem Bruder, er selbst ist zu 20 Prozent
beteiligt. Das macht Projekte wie das Brot UrBärner 1797 – das
war das letzte Jahr des alten Bern – möglich. Aus dem Ziel, zu 100
Prozent mit Rohstoffen aus dem Umkreis von Bern zu arbeiten,
entstand die Idee, ein Brot aus alten Berner Landsorten-Weizen
zu backen. Doch wo ließen sich solche alten Sorten noch finden?
Gab es sie überhaupt noch? Ein Pflanzenzüchter, die IP-Suisse
und der Bund halfen bei der Suche. Gemeinsam durchforstete
man die Getreide-Genbank von Agroscop auf Spitzbergen. Die
Recherche glückte, IP-Suisse und die Mühle konnten mehrere
alte Weizensorten aus dem Kanton Bern für Reinhard und andere Bäcker finden, sogenannte Landsorten. Landsorten sind
regionale Weizensorten, die sich durch selektive Auslese weiterentwickelt haben und von den modernen Kreuzzüchtungen verdrängt worden sind. Mit nur 30 Gramm Saatgut wurde begonnen und dieses vier Jahre lang vermehrt. Von den vier Sorten ist
nach agronomischen Versuchen, Laboranalysen, Qualitäts- und
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Back Journal 11/2024
Backtests ein Favorit übriggeblieben: die Landsorte Rütti, die seit
2020 bei ausgesuchten IP-Suisse-Produzenten im Kanton Bern
angebaut wird. 2024 betrug die Erntemenge 77,2 Tonnen. Schon
eine Menge Arbeit für ein Brot. Aber langfristige Glaubwürdigkeit hat für Reinhard eben einen hohen Stellenwert. Ganz so viel
Aufwand treibt die Bäckerei bei anderen Rohstoffen natürlich
nicht, aber das Versprechen 100 Prozent Bern wird zumindest
so eingelöst, dass der Verarbeiter ein mittelständisches Unternehmen aus dem Kanton ist. Mehl und Kaffee haben wir schon
erwähnt. Für Käse, Milch und Joghurt, Haferdrink, Fleisch und
Wurst, sogar für den Tee kann Reinhard lokale Hersteller und
Lieferanten benennen. Am Ende steht das Ziel, keine Lebensmittel wegzuwerfen. So dürfen die Mitarbeiter Ware nach Ladenschluss und am Folgetag in haushaltsüblichen Mengen kostenlos
mit nach Hause nehmen. Außerdem spendet Reinhard an die
Tafel und andere wohltätige Organisationen. Ähnliche Nachhaltigkeits-Geschichten könnte man rund um die Verpackung, die
Energieversorgung, den Transport oder die Lieferfahrzeuge der
Bäckerei berichten. Kurz und etwas provokant gesagt: Von Nachhaltigkeit und Regionalität reden heute viele. Reinhard gehört
zu den wenigen, die dem auch konsequent Taten folgen lassen.
System für die Menschen. Wer mit einem Filialberieb erfolgreich sein möchte, kommt nicht darum herum, zur Systembäckerei zu werden. Das hört sich nicht besonders sympathisch
an, ist aber so. Kleiner Trost: Man kann das System auch wie
Reinhard leben und es so flexibel halten, dass es den Menschen
angepasst werden kann. Das klappt natürlich nur bis zu einer
gewissen Größe, aber unser Schweizer Bäcker möchte gar nicht
viel größer werden. Einen schönen Standort hat er da vielleicht
im Hinterkopf, aber das ist noch nicht akut. Beispiel für die Flexibilität: Natürlich sucht Reinhard für unterschiedliche Positionen
Menschen mit einem bestimmten Qualifikationsprofil. Ebenso
ist er aber bereit, für Menschen mit bestimmten Qualifikationen
nach einer sinnvollen Tätigkeit im Unternehmen Ausschau zu
halten – zum beiderseitigen Nutzen. So würde der hochengagierte Verkaufsleiter vom Lebenslauf her viel eher in die Backstube passen, geht jetzt aber in der Betreuung der Filialen voll
auf. Ebenso darf die Leiterin der großen Gastrofiliale eine andere
Persönlichkeit besitzen als die Kollegin aus dem Coffeeshop oder
die Filialleitung des klassischen Fachgeschäfts. Alle drei sollen
IN KÜRZE
Foto: Reinhard 2023
Reinhard AG
Gewerbestr. 12
3065 Bolligen - Schweiz
Tel.: +41 (0)31 917 50 00
Internet: www.reinhard.swiss
Geschäftsführung:
Alexander Reinhard
Gegründet:
1909
Anzahl der Filialen:
8
Umsatz:
ca. 20 Mio. Franken
Mitarbeiter:
ca. 180 bzw. 120 FTE
Preise ausgesuchter Produkte
Mischbrot, 750 g:
6,80 Fr.
Spezialbrot, 420 g:
5,80 Fr.
Baguette, 240 g:
Krapfen (Berliner):
Silserli mit Butter:
Grosses Zopfsandwich
mit Hamme:
3,50 Fr.
3,10 Fr.
4,30 Fr.
Espresso (inhouse):
Cappuccino (inhouse):
Cappuccino (to go):
4,50 Fr.
5,10 Fr.
2,50 Fr.
7,10 Fr.