ECMI 02 Dirskurs 2024 Web - Flipbook - Seite 11
dass Der Nordschleswiger diesen Preis gewonnen hat. Im Rahmen unserer Forschung
haben wir gesehen, dass sehr transparent mit
dem Prozess umgegangen worden ist und
die Mitglieder und Leser bei jedem Schritt
involviert wurden. Der rein digitale Ansatz ist
ein positives Modell und nicht so leicht umzusetzen, wenn die Inhalte auch noch kostenfrei
zur Verfügung gestellt werden sollen.
buch für Minderheitenfragen, in dem vier
minderheitensprachige Zeitungen in ihren
Digitalisierungsprozessen verglichen wurden. Beim Nordschleswiger legten wir den
besonderen Fokus auf die Auseinandersetzung mit der Community während des
Prozesses. Ende 2024 soll dazu eine weitere Verö昀昀entlichung in einem Sammelband
erscheinen.
Ihr habt gerade das Forschungsprojekt erwähnt, welches ihr durchgeführt habt. Was
genau habt ihr da untersucht?
Welche Art von Methode habt ihr für eure
Forschung verwendet?
C.W.: Weitgehend sind wir qualitativ vorgegangen. Wir hatten einige numerische
Daten vom Nordschleswiger zur Verfügung
gestellt bekommen (Abonnementszahlen,
Social-Media-Engagement-Zahlen und
solche Dinge). Zum größten Teil handelte
es sich jedoch um eine qualitative Fallstudie, die unter anderem ein Interview mit
Chefredakteur Gwyn Nissen und eine LeserInnenbefragung beinhaltete. Wir sprachen
mit weiteren Journalistinnen und Journalisten über den Prozess und haben zusätzlich
die Jahresberichte des Nordschleswigers
verglichen.
S.B.: Unsere Forschungsabteilung im ECMI
hat schon lange Zeit minderheitssprachliche Medien auf dem Radar. Zum Beispiel
haben wir in der Vergangenheit eine Studie über minderheitssprachliche Medien
und ihre Wahrnehmung der politischen
Dynamiken im Kin-state durchgeführt,
mit dem besonderen Fokus auf Flensborg
Avis, der Zeitung der dänischen Minderheit in Deutschland. Die Covid-Pandemie
war dann im Grunde erneuter Auslöser für
die weitere Forschung, da sich in der Zeit
Mediennutzung generell verändert hat und
plötzlich die Frage im Raum stand, wie sich
all dies auch auf die Minderheitenmedien
ausgewirkt hat.
S.B.: Im Fall des Nordschleswigers sind
große Mengen wichtiger Daten ö昀昀entlich
zugänglich, da die Zeitung mit ihrem Ansatz
der Selbstberichterstattung auf ihrer Digitalisierungsreise sehr weit fortgeschritten
ist. Gleichzeitig werden gelegentlich Insider
Informationen benötigt, und hier ist ein
direkter Austausch zwischen WissenschaftlerInnen und, wie in diesem Fall, Management oder Journalistinnen und Journalisten
notwendig. Der Nordschleswiger ist hier
mit seiner Transparenz wirklich vorbildlich.
Man konnte merken, dass der Redaktion
die wissenschaftliche Begleitung am Herzen lag und sie gerne Zahlen, Daten, Fakten
für uns recherchierte bzw. uns diese zukommen ließ.
C.W.: 2020 führten wir eine vergleichende
Forschung dazu durch. Zehn verschiedene
Sprachregionen – die Region Nordschleswig war nur eine davon.
„Der Fall des Nordschleswigers
mit seiner vollständigen Digitalisierung
fanden wir dabei extrem
interessant.“
Wir schrieben ein Kapitel in einem Sammelband, das sich ausschließlich auf den
Prozess konzentrierte, gefolgt von einem
weiteren Kapitel im Europäischen Jahr11