Brazil - Pantanal 010524 224 Seiten final lowres - Flipbook - Seite 12
VORWORT
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Es war schon fast dunkel, als wir am Ufer des Rio Pixaim entlangliefen und ein leichtes
Im Jahr 2018 begann ich meine Projekte auf dem südamerikanischen Kontinent vorzu-
Knacken im Unterholz am anderen Flussufer unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. In diesem
bereiten, wo ich bis heute über ein Jahr mit diversen Projekten in unterschiedlichsten
Moment dachte ich nicht an eine für mich zukunftweisende Begegnung an diesem Tag im
Regionen verbracht habe. In den letzten Jahren wurde das Reisen, bedingt durch die
September 2011. Wir schauten eine Weile angestrengt auf die Stelle, von der das Geräusch
Covidpandemie, erheblich erschwert. Einige Regionen waren nicht mehr zugänglich
kam: und gerade als wir uns umdrehen und weiterlaufen wollten, kam im letztes Licht des
oder nur mit erheblichen, teilweise nicht zumutbaren Einschränkungen. So wollte ich
Tages etwas langsam aus dem Dickicht hervor. Wir trauten unseren Augen nicht, es war
im August 2020 den ersten Teil meiner Pantanal-Expedition durchführen, musste je-
ein Jaguar, ein großes kräftiges Männchen. Es blieb stehen und schaute neugierig zu uns
doch aufgrund der damaligen Restriktionen mein Vorhaben um ein Jahr verschieben.
herüber. Mir war bekannt, dass das Pantanal eine große Population dieser Großkatzen
Mein Plan bestand darin, das Pantanal in zwei sechswöchigen Touren zum Ende der
beheimatet, aber es gab speziell in diesem Gebiet in der Vergangenheit sehr wenige
Trockenzeit und zum Ende der Regenzeit zu erkunden.
Sichtungen, anders als in der Region um Porto Jofre. Wir verhielten uns ruhig, unser Atem
stockte, immerhin waren es nur 40 m Entfernung zu dieser imposanten Raubkatze – auch
Die Trockenzeit eignet sich hervorragend zum Fotografieren der Tiere, da sich mit der
wenn der Rio Pixaim zwischen uns lag, hatte dieser am Ende der Trockenzeit Niedrig-
Austrocknung des Feuchtgebietes die verschiedensten Vögel, Säugetiere und einige
wasser und war problemlos für eine das Wasser liebende Raubkatze zu durchqueren.
Reptilien zur Wasseraufnahme und zum Jagen an den verbliebenden Wasserlöchern
Der Jaguar war, im Gegensatz zu uns, sehr entspannt und nahm nur kurz Notiz von uns.
oder Flüssen versammeln. In der Regenzeit konzentrierte ich mich auf die Landschaft
Nach einigen Sekunden wandte er sich von uns ab, ging seines Weges und verschwand
der nun überfluteten Feuchtgebiete sowie den Kontrast zur Trockenzeit. Auch sind
sogleich wieder im Dickicht. Auch wir gingen zurück zu unserer Unterkunft und erzählten
zu dieser Jahreszeit aufgrund des feuchten Klimas Amphibien und Reptilien leichter
noch bis in die Nacht hinein über diese Begegnung. Ab da träumte ich davon, diese
aufzuspüren.
graziösen und imposanten Wildkatzen und das Feuchtgebiet noch einmal zu besuchen
und zu erkunden. Es sollten zehn weitere Jahre vergehen, bis ich wieder hierher kam.