Magazin KINDgerecht Ausgabe 2-2023, November: Wie bildet man eine Demokratie? Mitwirkung von Kita-Kindern als Zukunftsaufgabe - Flipbook - Seite 33
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www.kita.paritaet.org
Autor: Marc Köster, Projektleiter
Das Projekt bietet u. a. kostenfreie E-Learning-Angebote zur
frühen Demokratiebildung in der KiTa.
In den Kitas haben die Fachkräfte und der Träger ein pädagogisches Konzept entwickelt. In diesem sollten idealerweise die
Selbst- und Mitbestimmungsrechte der Kinder differenziert geregelt sein. Ein wesentliches pädagogisches Qualitätsmerkmal ist
es, immer wieder im besten Interesse des Kindes abzuwägen, ob
Partizipationsrechte, Schutzrechte und Förderrechte angemessen berücksichtigt sind. Partizipationsangebote sind immer freiwillig. Sie sollten dem Thema und dem Alter der Kinder gerecht
werden. Dazu wurden viele Methoden entwickelt und im Alltag
erprobt. Kinderrat, Kinderparlament oder Morgenkreis sind nur
einige Bespiele. Es gibt darüber hinaus eine Vielzahl an spielerischen Methoden, die Interaktion fördern, bei der Visualisierung
helfen und Aktionen initiieren. Dass es an der Zeit mangeln könnte, haben viele pädagogische Fachkräfte am Anfang befürchtet und dann festgestellt, dass sich nach ihrem Erleben die Zeit
mit den Kindern zum Positiven entwickelt hat und es nicht an Zeit
mangelt aufgrund der Partizipation der Kinder.
Diese fünf häu昀椀g gestellten Fragen und ihre Antworten
kommen vom Informations- und Quali昀椀zierungsangebot
„Partizipation und Demokratiebildung in der
Kindertagesbetreuung“ – einem Projekt des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes, gefördert vom Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des
Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Die Beteiligung von Kindern ist ein Kinderrecht und Kinderrechte sind
nicht verhandelbar. Demokratische Bildung ist eines der Grundprinzipien der Vorschulerziehung und muss das tägliche Handeln leiten, unabhängig von tagesaktuellen Rahmenbedingungen. Die Beteiligung von
Kindern am pädagogischen Alltag ist meist ein Prozess, der zu Beginn
mehr der kostbaren Zeit in Anspruch nimmt. Aber:
Fachkräfte berichten, dass die stärkere Beteiligung der Kinder dazu geführt hat, dass Kinder im Kita-Alltag mehr Verantwortung für sich und andere Kinder übernehmen. Es fällt ihnen leichter, sich an Regeln zu halten und sie identi昀椀zieren sich stärker mit „ihrer“ Kita. Kinder, die in Entscheidungen einbezogen werden, entwickeln oft ein größeres Vertrauen in Erwachsene und Institutionen. Das Fazit vieler Fachkräfte lautet:
Die Beteiligung der Kinder macht ihnen die Arbeit schlussendlich leichter und verbessert die Atmosphäre in der Einrichtung.
Demokratische Bildung ist keine spezi昀椀sche Aufgabe, die unter schwierigen Bedingungen reduziert oder ignoriert werden kann. Die verbindlichen und einklagbaren Rechte von Kindern können nicht außer Acht
gelassen oder nur dann verwirklicht werden, wenn „ideale“ Bedingungen vorliegen.
4
Das ist zu viel verlangt
von pädagogischen
Fachkräften. Die haben
schon genug zu tun!
Muss nun alles
basisdemokratisch mit
Kindern verhandelt werden?
Dazu fehlt die Zeit.
5
Partizipation von Kindern bedeutet, dass sich Kinder an Entscheidungen, die
sie selbst betreffen oder die ihre Gemeinschaft betreffen, beteiligen. Darin
besteht bereits in der Kindertagesbetreuung eine der großen Aufgaben der
Fachkräfte. Die folgenden fünf Mythen greifen immer wieder auftauchende
Fragen und Bedenken auf, ob Partizipation in der KiTa eine gute Sache ist.