Magazin KINDgerecht Ausgabe 2-2023, November: Wie bildet man eine Demokratie? Mitwirkung von Kita-Kindern als Zukunftsaufgabe - Flipbook - Seite 23
Dabei kommt es vor allem auf die systematische Verzahnung
einer guten Kita-Qualität mit Angeboten zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenz an. Gerade durch das abgestimmte Zusammenspiel von frühkindlicher und Familien-Bildung zur Steigerung der Anregungsqualität kann diese sogar
nachhaltiger wirken als reine Elternbildungsprogramme.
Eine solche Verzahnung und Koordinierungsarbeit kann insbesondere in Einrichtungen in herausgeforderten Sozialräumen
mit vielfältigen familialen Bedarfslagen nicht im normalen Kita-Betrieb erfolgen, sondern erfordert einer sozialpädagogisch quali昀椀zierten, für diese Tätigkeiten freigestellten Fachkraft in Form von Kita-Sozialarbeit. Kita-Sozialarbeiterinnen
und -sozialarbeiter kennen durch ihre Tätigkeiten sowohl die
Kinder, das Kita-Team als auch die Eltern und können bei der
Konzeption der Angebote direkt an den Themen der Kinder,
Familien und der Kita anknüpfen.
Kita-Sozialarbeit: Ziele, Konzepte und Tätigkeitsfelder
Kita-Sozialarbeit ist ein zusätzliches Angebot innerhalb der
Kindertageseinrichtung, das bei vielen Trägern, innerhalb
von zahlreichen Projekten erprobt und in einigen Bundesländern bereits etabliert ist. Unter „Kita-Sozialarbeit“, „Sozialpädagogik in der Kita“, „Sozialraumorientierte Kita“ oder auch
innerhalb von „Kinder- und Familienzentren“ zeigen sich dabei verschiedene Varianten der Ausgestaltung von Kita-Sozialarbeit: durch zusätzliche personelle Ressourcen entweder
direkt in der Kita oder im Jugendamt angebunden, als befristetes Projekt in Kitas mit besonderen Herausforderungen
oder sozialarbeiterisches Handeln als zusätzliche Aufgabe für
pädagogische Fachkräfte.
Evaluationen zeigen, dass Kita-Sozialarbeit besonders wirksam ist, wenn der Arbeitsort die Kita selbst ist, um die Niedrigschwelligkeit im Sinne eines unkomplizierten Zugangs ohne
Terminvereinbarung und der unaufdringlichen Präsenz zu sichern. Kita-Sozialarbeit zielt darauf ab, die Lebensqualität
von Kindern und ihren Familien zu verbessern, indem sie soziale, emotionale, und bildungsbezogene Unterstützung bietet. Zielgruppen sind die Kinder, ihre Familien sowie die Fachkräfte einer Einrichtung und im weiteren Sinne auch Akteure
des Sozialraums. Kita-Sozialarbeit fungiert dabei als Bindeglied. Sie ergänzt den Bildungs- und Erziehungsauftrag der
Kita durch sozialpädagogische Angebote und Methoden
und trägt damit wesentlich zu einer differenzierteren Professionalisierung in der Kindertageseinrichtung bei. Handlungsleitend für Kita-Sozialarbeit sind die sozialpädagogischen Paradigmen Prävention, Niedrigschwelligkeit, Partizipation, Lebenswelt- und Sozialraumorientierung.
Die konkrete Ausgestaltung von Kita-Sozialarbeit ist vielfältig
und unterscheidet sich je nach Bedarfslage vor Ort. Grundlegend für die Wirksamkeit von Kita-Sozialarbeit ist darum
auch eine regelmäßige Bedarfserhebung sowie Sozialraumund Familienanalyse aus denen entsprechende konzeptionelle Rückschlüsse folgen. Wesentlich für eine ef昀椀ziente und
nachhaltige Kita-Sozialarbeit ist außerdem der Austausch mit
dem pädagogischen Team vor Ort und die Öffentlichkeitsarbeit, um möglichst für alle Eltern sichtbar zu sein. Darüber hinaus lassen sich die Aufgaben der Sozialarbeiterinnen und
Sozialarbeiter in Kitas einteilen in:
• Fallspezi昀椀sche Arbeit: individuelle Beratung der Eltern zu 昀椀nanziellen, familienorganisatorischen oder Erziehungs-Fragen / Unterstützung im Umgang mit Behörden / Begleitung
und Vermittlung von Familien in andere Unterstützungssysteme / einzelfallorientierte sozialpädagogische Interventionen / fachliche Beratung der Fachkräfte in herausfordernden Situationen
• Familienbildung und Arbeit mit den Eltern: Organisation
niedrigschwelliger Angebote für Eltern, um sie in ihrer Rolle
und Erziehungsfähigkeit zu stärken, Möglichkeit der Vernetzung untereinander zu bieten oder die familiale Anregungsqualität durch gezielte Informationsangebote zu Erziehungsthemen oder der kindlichen Entwicklung zu steigern / Unterstützung der Kommunikation zwischen Eltern
und pädagogischen Fachkräften / Stärkung der Partizipation der Familien bei Prozessen der Kita
• Kooperation und Vernetzung im Sozialraum: Lotsen, Netzwerk- und Brückenfunktion für Familien und Fachkräfte /
Vernetzung der Eltern untereinander und innerhalb des Sozialraums / Vernetzung der Fachkräfte innerhalb des Hilfesystems (Hilfen zur Erziehung, System der frühen Hilfen, Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, RSD, KJGD, QM, Familienzentren)
• Themenbezogene Projektarbeit mit Kindern: Projekte oder
Umsetzung von Angeboten zur Förderung der sozialen und
emotionalen Entwicklung der Kinder / gezielte Aktivitäten
wie Gruppenspiele, soziale Kompetenztrainings / Organisation und Koordination von Bildungsprojekten zum Abbau von
Bildungsbarrieren (Nachhilfeprogramme, Bücher- und Materialausleihen, Aus昀氀üge)
• Arbeit mit und im Kita-Team: Sensibilisierung des Kita-Teams
für die Ressourcen und Bedarfe der Familien und des Sozialraums, kollegiale Fallberatung, fachliche Hilfe zu
bestimmten Themen und bei individuellen Problem- oder
Bedarfslagen.
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