240529 KINDgerecht 210x285 Inhalt Einzelseiten hochaufgeloest WEB 01 - Flipbook - Seite 17
ren sich Kinder darüber, dass sie Spielbereiche nicht selbststän-
unangenehme oder herausfordernde Situationen mit Peers,
dig wechseln dürfen, sondern immer erst die Erlaubnis der er-
kann es für ein Kita-Team ratsam sein, über die professionelle
wachsenen Personen erfragen müssen: „Warum müssen wir im-
Begleitung von Konfliktsituationen zwischen Kindern nachzu-
mer fragen, ob wir in eine Ecke gehen dürfen?“ Zudem geben
denken und sich mit Strategien der Ko-Regulation auseinander-
Kinder kritisches Feedback zum Regelsystem. So äußern einige
zusetzen.
Kinder, dass sie manche Regeln als einschränkend erleben, wie
zum Beispiel, dass es eine festgelegte, begrenzte Anzahl von
Für eine nachhaltige Qualitätsentwicklung unter Einbezug der
Kindern pro Spielecke gibt und sie nicht in mehr als einem Spiel-
Kinderperspektive empfiehlt es sich vor allem, mit den Kindern
bereich gleichzeitig spielen dürfen: „In jede Ecke passen viel
über die Ergebnisse ins Gespräch zu kommen und damit ge-
mehr Kinder rein.“, „Dass ich nicht in mehrere Ecken darf, immer
meinsam mögliche Veränderungen und Verbesserungen zu be-
nur in eine“. Einige Kinder kritisieren zudem
eine wenig anregende und zu laute Lernumgebung (z. B. „Die Ecken sind so langweilig, wir brauchen mal was Neues.“, „Ich
mag es nicht, dass es so laut ist.“) sowie
lange Wartezeiten bei Übergängen („sehr,
sehr lange warten beim Anziehen oder bis
wir alle leise sind“).
Eine besonders wichtige Erkenntnis ist,
dass Kinder auch direkt im Gespräch mit
ihren pädagogischen Fachpersonen kritische Rückmeldungen zu deren Interaktionsverhalten geben. Einige Kinder kritisieren, dass die Fachpersonen wenig Zeit für
sie haben, ihnen nicht helfen, wenn sie Hilfe benötigen: „Dass jemand da ist, wenn
ich Hilfe brauche.“, „Nicht so oft weggehen
und uns nicht Bescheid sagen.“. Ebenso beklagen manche Kinder das Verhalten der Fachpersonen bei Re-
sprechen. Mögliche Beispiele für die Gestaltung solcher Ge-
gelbruch: „Warum immer gleich Eckenverbot und sofort so lan-
sprächssituationen mit den Kindern finden sich im Begleitheft
ge?“, „Dass ich immer gleich geschimpft werde.“
der GrazIAS Kinderperspektive (Lassotta et al., 2022).
Weitere kritische Rückmeldungen beziehen sich auf die Peer-
Manche Kinderaussagen, wie z. B. „Ich möchte immer Süßigkei-
Beziehungen: Kinder kritisieren, dass sie von Gleichaltrigen aus-
ten essen!“, können zum Schutz des Kindeswohls nicht im All-
geschlossen werden oder weisen auf inadäquate körperliche
tag umgesetzt werden. Wird dies jedoch im Gespräch mit den
Handlungen ihrer Peers hin, wie zum Beispiel, dass sie ge-
Kindern nachvollziehbar begründet, zeigt die pädagogische
schubst, gestört oder geärgert werden: „Ich mag nicht, wenn
Fachperson, dass sie alle Aussagen der Kinder ernst nimmt.
ich geärgert werde!“
Indem die Fachkräfte die Kinder regelmäßig ermutigen, über
Chance einer nachhaltigen Qualitätsentwicklung
ihre Anliegen, Erfahrungen und Meinungen zu sprechen, kann
eine beschwerdefreundliche Gesprächskultur entstehen. Wenn
Die Ergebnisse zeigen, dass die GrazIAS Kinderperspektive ein
insbesondere die negativen Erfahrungen der Kinder zum Aus-
wertvolles Instrument ist, um als pädagogische Fachperson mit
gangspunkt des pädagogischen Handelns gemacht werden, die
Kindern über ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu sprechen. Die
pädagogische Fachpersonen gemeinsam mit den Kindern über
Rückmeldungen der Kinder – insbesondere die kritischen – ge-
die Ergebnisse ins Gespräch kommen und Maßnahmen zur Ver-
ben maßgebliche Hinweise und Impulse, um die Qualität der
änderung bzw. Verbesserung entwickeln, kann das kindliche
Kita aus der subjektiven Sicht der Kinder weiterzuentwickeln
Wohlbefinden verbessert und damit eine nachhaltige, kindzen-
und zu verbessern.
trierte Qualitätsentwicklung ermöglicht werden.
Inwieweit die Ergebnisse der Kinderbefragung dann in den pädagogischen Alltag einfließen, liegt in der Verantwortung der
Fachpersonen. Basierend auf den genannten Kinderantworten
Mehr Informationen zur GrazIAS Kinderperspektive
kann es beispielsweise sinnvoll sein, im Kita-Team etablierte
finden Sie hier:
Regelsysteme kritisch zu hinterfragen, oder die Gestaltung von
Übergangssituationen neu zu überdenken, sodass belastende
Wartezeiten vermieden werden. Verbalisieren die Kinder häufig
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