FRÖBEL Themenheft: Lernen mit Tieren - Tiergestützte Pädagogik in Kitas - Magazin - Seite 30
Viele pädagogische Fachkräfte würden den
Wie muss man sich die Weiterbildung praktisch
Umgang mit Tieren gern in ihrer Kita etablieren.
vorstellen, um welche Themen geht es da?
Was sollte im Vorfeld bedacht und geklärt sein?
Es wird Grundlagenwissen über die einzelnen TierarTiere sind wunderbare Entwicklungshelfer. Aber sie
ten vermittelt. Es geht um höflichen und respektvollen
brauchen eine gute Versorgung, weit über das in der
Umgang. Das Lesen von Gefühlen bei den so ver-
Landwirtschaft bekannte Maß hinaus. Eine konstante
schiedenen Tieren ist eine wichtige Grundlagenkom-
Bezugsperson ist unbedingt notwendig, die ihnen
petenz. Denn die Fachkraft für TGI muss jeweils beur-
ein spannendes, artgerechtes Leben bietet, also
teilen können, wie es den Tieren geht: wie Wohlgefühl
mehr erledigt als Füttern und Misten. Es braucht ein
aussieht und welche die ersten Anzeichen für Stress
klares Konzept für Wochenend- und Schließtage. Die
oder Angst sind. Als TGI-Fachkräfte werden wir die
dauerhaft gute Versorgung von Tieren kann zu Zeiten
„Sicherheitsbeauftragten“ für unsere Tiere sein und
von krankheitsbedingten Ausfällen und Personalman-
müssen sie vor zu großem Stress und Fehlbehandlung
gel schnell zur Belastungsprobe für Mensch und Tier
schützen. Man lernt, welche verschiedenen Settings
werden. Eine sinnvolle Alternative ist das Buchen
für Mensch und Tier sinnvoll sind. Man lernt außerdem
von Tierbesuchen. Oder die Einrichtung stellt eine
die gesetzlichen Grundlagen und die tierärztlichen
pädagogische Fachkraft mit der Zusatzausbildung
Vorgaben kennen, sodass solche Einsätze weder für
für TGI ein, die zu passenden Zeiten das eigene Tier
den Mensch noch für das Tier eine Gefahr bedeuten.
mitbringt.
Immer werden diese Ausbildungen von praktischen
Einheiten begleitet, in denen man sich selbst im
Tierkontakt erproben kann. Andere Fächer sind Ethik,
Sie bilden selbst auch pädagogische Fachkräfte
Krankheitsbilder, Ausnahmesituationen, Krisenma-
für Tiergestützte Intervention aus. Was sind die
nagement und vieles mehr.
Voraussetzungen für die Teilnahme?
Eigentlich nur die Liebe zum Tier. Viele pädagogische
Ab wann sind denn beispielsweise ein Hund und
Fachkräfte haben bereits Vorerfahrungen mit Tieren
seine Besitzerin bzw. sein Besitzer so weit, mit Kindern
und wünschen sich, diese mit anderen zu teilen. Wer
in der Kita oder im Hort arbeiten zu können?
glaubt, dass es passt, hat meistens recht. Man muss
keine Expertin oder kein Experte sein. Aber eine wich-
Da muss man den Hund fragen. Am besten baut man
tige Voraussetzung ist die Sicht auf das Gegenüber
den Kontakt über ein Stufenprogramm auf, sodass
Tier: Es geht bei der TGI um einen respektvollen
Hund und Kinder „reinschnuppern“ können in die
Umgang miteinander. Wer noch glaubt, dass man
Begegnung. Der Hund muss jeden Besuch als positiv
ein Tier „umformen“ muss, damit es in der TGI
empfinden. Die Kinder sollten auf Verhaltensregeln
funktioniert, sollte in der Ausbildung lernen, dass
hingewiesen werden, denn wenn sie freudestrahlend,
Tiere schon immer und von Natur aus Stärken
aber laut und stürmisch auf den Hund losrennen,
haben, die sie gern mit uns teilen.
kann das mitunter sehr erschreckend für das Tier sein.
Freundlichkeit und Höflichkeit im Umgang sollten besprochen, Verstecke und Spiele vorbereitet werden.
Man sollte sich da viel Zeit lassen. Es kann passieren,
dass ein Hund am Anfang alles gern mitmacht, aber
eines Tages „sagt“, er will diesen „Beruf“ nicht mehr
ausüben. Dies muss eine qualifizierte Fachkraft erkennen und entsprechend reagieren. Jede und jeder Beschäftigte in einem Unternehmen hat eine Probezeit
und die sollte man auch dem tierischen Mitarbeiter
zugestehen. Die Chance, dass es passt, erhöht sich
durch ein sanftes Kennenlernen ohne Druck.
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