240529 KINDgerecht 210x285 Inhalt Einzelseiten hochaufgeloest WEB 01 - Flipbook - Seite 16
Die offenen Fragen sollen die Kinder zum Erzählen anregen. Die
Alle in der App hochgeladenen Daten werden unter Einhaltung
pädagogische Fachperson kann die Antworten der Kinder auf
der datenschutzrechtlichen Bestimmungen auf Basis der
die offenen Fragen in einem Kommentarfeld festhalten.
DSGVO anonymisiert auf einem Server gespeichert. Rückschlüsse auf einzelne Einrichtungen oder Kinder sind nicht
Nach Abschluss des Gesprächs werden die eingegebenen Daten
möglich. Die anonymisierten Daten dienen der Forschung und
anonymisiert hochgeladen. Im Downloadbereich der App kann
werden zur Validierung und Verbesserung des Instruments
dann ein automatisierter Ergebnisbericht aller befragten Kinder
selbst verwendet. Das Hauptanliegen besteht darin, mit Hilfe
heruntergeladen werden. Dieser Bericht enthält zu jedem Merk-
der APP relevante, allgemeine Rückschlüsse auf das Wohlbefin-
mal eine kurze theoretische Erläuterung, anschließend werden
den und die Bedürfnisse von Kindern in Kindertageseinrichtun-
die Bewertungen der Kinder auf der Koala-Skala in einem Bal-
gen zu ziehen und diese besser zu verstehen. Dies wiederum
kendiagramm grafisch dargestellt, ergänzt durch eine kurze Er-
sind maßgebliche Informationen, um die Professionalisierung
klärung zur Einordnung der Ergebnisse. Ebenso werden alle ein-
der pädagogischen Fachkräfte zu unterstützen.
getragenen Antworten der Kinder auf die offenen Fragen aufgelistet. Der Ergebnisbericht kann zur Selbstreflexion, zur Re-
Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder sowohl gegen-
flexion im Team, für die Zusammenarbeit mit den Familien und
über externen Personen als auch im direkten Gespräch mit ih-
für weiterführende Gespräche mit den Kindern genutzt werden.
ren pädagogischen Fachpersonen sehr konkret formulieren, wie
sie ihren Alltag, ihre Interaktionen mit den Erwachsenen und
Kinderperspektiven zu erfragen, erfordert eine pädagogi-
den Kindern wahrnehmen. Insgesamt zeigen die Daten, dass
sche Grundhaltung
sich viele Kinder in ihren Einrichtungen grundsätzlich wohl
fühlen. Sie äußern sich aber auch kritisch und weisen die Er-
Um mit Kindern in einen Dialog zu kommen, bedarf es einer zu-
wachsenen darauf hin, in welchen Bereichen ihr Wohlbefinden
gewandten, wertfreien, interessierten und wertschätzenden
nicht ausreichend gewährleistet ist. Kinder formulieren sehr
Grundhaltung der elementarpädagogischen Fachperson. Der
klar, welche Veränderungen bzw. Verbesserungen notwendig
Einsatz der GrazIAS Kinderperspektive erfordert darüber hin-
sind, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden.
aus, dass grundlegende Prinzipien der Beteiligung sowie ethische Richtlinien für Gespräche mit Kindern eingehalten werden:
Um herauszufinden, welche Aspekte des Kita-Alltags die Kin-
Dies bedeutet unter anderem, dass die Kinder freiwillig an dem
der besonders beschäftigen, haben wir 2200 Kinderantworten
Gespräch teilnehmen und es jederzeit verlassen können. Eben-
von knapp 300 Kindern zwischen drei und sechs Jahren aus 45
so müssen die Kinder darüber informiert werden, wofür ihre
unterschiedlichen elementarpädagogischen Einrichtungen in
Aussagen dokumentiert und weiterverwendet werden (Feige &
Deutschland, Österreich und der Schweiz inhaltsanalytisch
Günnewig, 2018).
ausgewertet. Circa 1100 Aussagen der Kinder waren neutral
oder positiv formuliert. Sie berichten z. B., dass sie es genie-
Forschung mit der „GrazIAS Kinderperspektive“
ßen, wenn Erwachsene mit ihnen spielen und sich Zeit für sie
nehmen, welchen großen Stellenwert positive Peer-Interakti-
Bislang wurden 1200 Kinder im DACH-Raum entweder von ih-
onen im Kita-Alltag für sie haben, welche Materialien und Ak-
ren pädagogischen Fachpersonen oder von Forschern und For-
tivitäten sie besonders interessieren und dass sie Regeln, die
scherinnen mit der App befragt.
ihren Schutz gewährleisten, gut finden. Rund 900 Antworten
waren kritischer Natur. Diese kritischen Rückmeldungen haben wir weiter analysiert, um daraus Impulse für eine kindzentrierte Qualitätsentwicklung abzuleiten.
Die meisten kritischen Kinderantworten
beziehen sich auf den Tagesablauf: Viele
Kinder beklagen insbesondere, dass sie
im Alltag wenig Mitbestimmungsmöglichkeiten haben. Sie können häufig nicht
entscheiden, wann und in welchem Umfang ihre eigenen Bedürfnisse gestillt
werden. Beispielsweise beklagen sich
Kinder über wenig Mitspracherecht beim
Essen und Schlafen: „Ich mag einfach
gerne essen, wenn ich Hunger habe.“,
„Einfach die Suppe essen oder nicht essen, möchte ich selbst entscheiden, aber
ich muss immer probieren.“, „Dass ich
schlafen gehen muss.“ Ebenso beschwe-