240529 KINDgerecht 210x285 Inhalt Einzelseiten hochaufgeloest WEB 01 - Flipbook - Seite 12
„Bereitet Kita gut auf
die Schule vor oder brauchen
wir eine Vorschule?“
Meinung
Patrick Lindl, Fachberater bei Fröbel in Hamburg/Schleswig-Holstein
„Im Kindergarten entwickeln Kinder essenzielle Fähigkeiten,
die sie für einen erfolgreichen Bildungs- und Lernweg brauchen. Sie lernen, in einer Gruppe zu interagieren, Konflikte zu
lösen und Freundschaften zu schließen. Sie erfahren Selbstwirksamkeit durch eigenständiges Handeln. Die vielfältigen
Bildungsangebote unterstützen kognitiven Fähigkeiten und
bieten einen sicheren Rahmen, um sich auszuprobieren und
neugierig den eigenen Interessen im eigenen Tempo nachzugehen. Ob eine separate Vorschule benötigt wird, hängt von
verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom einzelnen
Kind und vom Schulsystem. Aber auch ohne eine formale
Vorschule können Kitas durch eine gute pädagogische Arbeit
und eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern die Kinder gut
auf die Schule vorbereiten.“
L. Schmädeke, Grundschullehrerin
„Die meisten Kinder, die zu uns
in die 1. Klasse kommen, bringen ein altersgemäßes Vorwissen über die Natur und ihre Umwelt mit, können ihren Vornamen als Wort erkennen, Farben und geometrische Grundformen benennen und zuordnen sowie mindestens bis 6 zählen.
Probleme bereiten ihnen vor allem praktische, lebensbezogene und soziale Herausforderungen und Aufgaben.
Einerseits sind es grob- und feinmotorische Tätigkeiten, wie
sich selbst an- und ausziehen, die Schuhe binden, mit Schere und Kleber umgehen, einen Stift halten und diesen anspitzen, mit dem Inhalt eines großen und schweren Ranzens klarkommen, Arbeitsmaterialien stapeln und aufräumen, über einen längeren Zeitraum gerade und ruhig sitzen (auf dem
Stuhl oder Teppich/in der Bahn/im Theater, etc.).
Andererseits sehen wir die Tendenz zur Notwendigkeit der
Mirja Wolfs, Geschäftsführerin Hedi Kitas Erzbistum Berlin, Mitglied im
Fröbel-Beirat
„Kitas sind Bildungseinrichtungen, die entschei-
dend zur Entwicklung von Kindern beitragen, indem sie emotionale, soziale und physische Kompetenzen stärken. Der
nahtlose Übergang von der Kita zur Grundschule ist für die
Bildungsbiografie eines Kindes zentral. Das Gelingen hängt
dabei maßgeblich von der Kooperation zwischen Kitas und
Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen der Erstklässlerinnen und Erstklässler, wie Empathie und Wertschätzung im Umgang mit anderen sowie Selbstvertrauen und
Frustrationstoleranz im Umgang mit sich selbst, die ein
wichtiger Baustein für ein positives Lernklima in einer jahrgangsübergreifenden Klasse sind.
Grundschulen ab. Hier nehmen Pädagoginnen und Pädago-
Daher würde ich mir von der Institution Kita wünschen, dass
gen eine Schlüsselrolle ein, indem sie die Kinder begleiten
die Pädagoginnen und Pädagogen unter anderem eine be-
und eine kontinuierliche Bildungslaufbahn fördern. Erziehe-
sondere Aufmerksamkeit dem sozialen Lernen mit den Vor-
rinnen und Erzieher bereiten Kinder durch gezielte pädago-
schulkindern widmet sowie ritualisierte und spielerische
gische Maßnahmen zur Stärkung der Persönlichkeit auf einen
Angebote zur Förderung ihrer praktischen Fähigkeiten
erfolgreichen Einstieg in die Schule vor.“
macht.“
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