BA-SJ-1024 - Flipbook - Side 12
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KUR- UND TOURISTINFORMATION
Stadt-Journal Oktober 2024
PROF. DR. MED BENNO WEBER
Geboren in Addis Abeba und aufgewachsen
in Bad Aibling, Studium in München (LMU)
von 1978-1984 Aus- und Weiterbildung
von 1984-2004 in Erlangen, Tübingen,
Hannover und Zürich. Facharzt für
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Spezielle Kopf-Hals-Chirurgie, Plastische
Operationen, Allergologie, Naturheilverfahren und Umweltmedizin.
Seit 2004 wieder in Bad Aibling Belegarzt. Chefarzt der HNO Abteilung
in der RoMed Klinik von 2009 bis 2023. Derzeit im Allgäu und
in Traunstein tätig.
Riechen II klinische Aspekte
Der menschliche Geruchssinn ist
viel besser ausgebildet, als man vor
gut hundert Jahren glaubte (Abbildung 1). Wir können besser „schnüffeln“ als z. B. Mäuse und können
potentiell auch Duftspuren verfolgen.
Dies ist möglich, weil wir in der Nase
seitendifferent „Düfte/Reize messen“
und damit eine Richtung ermitteln
können. Der Nervus trigeminus
(fünfter Hirn Nerv) ist hierfür eine
wichtige Grundlage. Allerdings benötigen viele von uns dazu erhebliches
Training. Sowohl beim Riechen als
auch beim Schmecken werden sogar
optische und akustische Reize
integriert und zentral verarbeitet.
In der Medizin wird seit Jahrtausenden zum Teil mit großem Erfolg
nach Krankheiten „ gerochen“ z. B.
Diabetes, Cholera, Skorbut, Typhus,
Gelbfieber, Nierenerkrankungen, ja
sogar manche Formen von Mandelentzündungen etc. kann man
aufgrund spezieller Gerüche vermuten und gezielt diagnostizieren. Der
„zarte Hauch des Todes“ ist nicht
nur eine blumige Erfindung für
reißerische Romane. Derartige
Abbildung 1: Duftende Blumen in Bad Aibling
ernste Warnhinweise lassen sich in
einer modernen Videosprechstunde
schwerlich erfassen.
Riechstörungen werden grundsätzlich in zwei Gruppen unterteilt:
1. Die konduktive Riechstörung, bei
der die Zuleitung der Duftstoffe
zur Riechspalte in der Nase beeinträchtigt ist (Abbildung 2) und
2. Die sensorineurale Riechstörung,
welche durch eine Beeinträchtigung der Riechnervenzellen/des
olfaktorischen neuronalen Systems
verursacht ist.
3. Gibt es natürlich auch Mischformen, wenn zum Beispiel
Virusinfektionen zum einen die
Schleimhaut in der Nase anschwellen lassen und zum
anderen die Nervenzellen
schädigen.
Riechstörungen sind nicht selten,
5 % der Bevölkerung riechen sehr
schlecht (funktionelle Anosmie) und
15 % schlecht (Hyposmie). Dieser
Prozentsatz steigt leider mit zunehmendem Alter an, wobei u. a.
Abbildung 2:
Durch glasige Polypen teilweise verlegte Nase.
durchgemachte Erkrankungen und
Umwelteinflüsse dazu führen das
40% der über 65 jährigen unglücklicherweise einen verminderten
Geruchssinn aufweisen.
Riechstörungen mit Ursache im
Nasenhaupthöhle/Nasennebenhöhlensystem nennt man sinunasale
Riechstörungen. Diese sind durch
HNO Ärztinnen und Ärzte abzuklären.
Wie schon früher dargelegt spielt die
weitverbreitete allergische Rhinitis
eine ganz wesentliche Rolle. Leider
kommt es nicht nur zu Schwellungen, sondern auch ggf. zu Interleukin
Anreicherungen welche Riechnervenzellen beeinträchtigen können.
Ist die Riechspalte (der Raum zwischen Schädelbasis der oberen und
mittleren Muschel und der Nasenscheidewand) z.B. durch chronische
Entzündungen mit und ohne Polypen
verlegt, so riecht man nichts mehr
oder wenig. Ärztlicherseits sollte ggf.
mit klinischen Methoden und ggf.
einer Bildgebung nach der Ursache
gesucht werden.
Durch allergologische Behandlungen von Allergien, konservative und
operative Behandlungen chronischer
Entzündungen mit und ohne Polypen
und die Beseitigung anatomischer
Engstellen z.B. durch operative
Erweiterung mittels Nasenscheidewand- und Nasennebenhöhlenoperation kann man oftmals diese
Form von Riechstörung deutlich verbessern und die alte Lebensqualität
in vielen Fällen zurückgewinnen. ¥