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Gerade das Interaktionsniveau von
Kindern mit Zuwanderungsgeschichte
verbesserte sich über die dreieinhalbjährige Laufzeit der Studie hinweg kontinuierlich, sodass Kinder mit fünfeinhalb Jahren eine vergleichbare Interaktionsqualität wie Kinder ohne Migrationshintergrund erreichten. Es zeigte sich jedoch
auch, dass Kinder mit nicht deutscher Familiensprache kürzer an geplanten Aktivitäten teilnahmen, deutlich länger allein im Freispiel agierten und weniger an
kooperativen Spielaktivitäten beteiligt
waren. Dies verdeutlicht einmal mehr die
Wichtigkeit der alltagssprachlichen Bildung und Förderung in Kindertageseinrichtungen. Es sind die alltäglichen Interaktionsgelegenheiten, die präsent, feinfühlig und reflektiert wahrgenommen
werden müssen, um das sprachliche Niveau der Kinder anzuregen.
Wie sieht ein gutes pädagogisches
„Gerüst“ für Interaktionsgelegenhei
ten der Kinder untereinander aus?
Wie können pädagogische Fachkräf
te die Kommunikation der Kinder im
Freispiel natürlich unterstützen, ohne
es zu stören?
Für diese Art von Fragen gibt es keine allgemeingültige Handlungsanleitung. Es ist
eine Frage der Haltung der pädagogischen Fachkraft und des Zusammenspiels
im Team. Zur Entwicklung einer bewussten
Haltung zur Interaktion werden folgend
zwei praxisnahe Reflexionsinstrumente
vorgestellt.
Praxisanregungen zur Reflexion der
Interaktionsqualität – Vorzüge von
zwei unterschiedlichen Verfahren
Wie Interaktionsgelegenheiten im Alltag
möglichst anregend gestaltet werden
können, ist vor allem eine Frage der Reflexion des pädagogischen Handelns. Im
Jahr 2018 wurden zwei Reflexionsmaterialien veröffentlicht: GInA – Gestaltung von
Interaktionsgelegenheiten im Alltag
(Weltzien et al. 2018) und Zehn Schritte zur
alltagsintegrierten sprachlichen Bildung
(Walter-Laager 2014).
Zehn Schritte zur alltagsintegrierten
sprachlichen Bildung
Dieses Weiterbildungsmaterial mit Reflexionsimpulsen wurde an der Uni Graz entwickelt (Walter-Laager 2014). Es ist projekthaft angelegt und in zehn überschaubare Schritte unterteilt. Die zehn Schritte tei-
len sich in vier Themenbereiche. Zunächst
wird die Thematik der alltagssprachlichen
Bildung eingeführt, anschließend werden
einzelne Strategien in der Praxis ausprobiert und reflektiert, wie das Stellen sprachfördernder Fragen oder Strategien zur
Wortschatzerweiterung. Abschließend
folgt eine vertiefte Anwendung im Alltag
und eine Qualitätssicherung der erarbeiteten Meilensteine.
Für die Arbeit mit dem Team stehen
zu jedem Schritt diverse Videoimpulse zur
Verfügung. Die Videoimpulse zeigen
sprachanregende Situationen im Kindergartenalltag zum jeweiligen Schritt als
eine Best-Practice Variante auf. Jedes Video steht in zwei Versionen zur Verfügung:
Kommentiert und ohne Kommentar. Die
kommentierten Versionen werden von
Prof. Dr. Franziska Vogt und Dr. Susanne
Grassmann sprachlich begleitet und mit
fachlicher Sprache unterstützt. Es bietet
sich an, beide Versionen im Team anzuschauen. Zunächst die unkommentierte
Version, um sich im Team über die Sprachbildung in der Einrichtung auszutauschen,
und anschließend die kommentierte Version, um die Erkenntnisse aus dem Austausch noch einmal fachlich angeleitet
zu reflektieren.
Alle Materialien, sowie das Begleitheft sind kostenfrei über die Uni Graz abrufbar (Walter-Laager 2014). Die Printversion kann kostenpflichtig über die Uni Graz
bestellt werden.
Die GInA-Methode
Die GInA-Methode ist aus einem mehrjährigen Praxisforschungsprojekt (Weltzien et
al. 2018) entstanden und ein videogestütztes Beobachtungs- und Reflexionsinstrument. Zu dem Materialpaket gehört
ein Praxishandbuch und ein Beobachtungsbogen mit 22 Merkmalen zum Interaktionsverhalten von pädagogischen
Fachkräften.
Das Praxisbuch bietet eine Vielzahl
von Impulsen für den Alltag. Es ist eine
Schatztruhe für neue Ideen, um Momente im Kindergartenalltag feinfühlig zu gestalten. Zu jedem Merkmal gelingender
Interaktionen finden pädagogische
Fachkräfte inspirierende Einstiege, kurze
fachliche Impulse, anregende Reflexionsfragen sowie Ideen zum Transfer in die
praktische Arbeit.
Für die Arbeit mit den Bögen bietet
es sich an, einzelne Videosequenzen von
Interaktionen der pädagogischen Fachkraft mit den Kindern zu nutzen, vor allem
dann, wenn die Bögen zur Selbstevaluati-
on genutzt werden. Eine Auswertung im
kleinen Kreis im Team ist zur Entwicklung
gemeinsamer Strategien und Maßnahmen sehr empfehlenswert.
Das Instrument ist im Herder-Verlag
erschienen. Das Praxisbuch inklusive der
Bögen kostet 25 Euro.
Kombinierter Einsatz der Materialien
Beide Instrumente sind sehr praxisnah und
bieten Reflexionsmöglichkeiten aus verschiedenen Perspektiven. Gerade ein
aufeinanderfolgender Einsatz beider Materialien ist empfehlenswert. Beginnend
mit den Zehn Schritten zur alltagssprachlichen Bildung kann nach Abschluss zur
weiteren Qualitätssicherung der regelmäßige Einsatz der GInA-Methode dazu beitragen, dass das Thema im Team präsent
bleibt und kontinuierlich weiterentwickelt
wird.
Referenzen
Katharina/Schmidt, Thilo (2021):
Zur Bedeutung des pädagogischen
Settings für die Interaktionsqualität
von Kindern im Kindergarten. In:
Frühe Bildung, 10(4), S. 214–223.
Laager, Cornelia (2014): Zehn
Schritte zur alltagsintegrierten
sprachlichen Bildung.
https://sprachliche-bildung.uni-graz.
at/de/. Stand (18.01.2022)
Weltzien, Dörte (2014): Die Gestaltung
von Interaktionen in der Kita: Merkmale – Beobachtung – Reflexion.
Beltz-Juventa.
Weltzien, Dörte/Huber-Kebbe, Anne/
Bücklein, Christina (2018): GInA.
Gestaltung von Interaktionsgelegenheiten im Alltag. Herder
Die Autorin:
Ulrike Henze arbeitet seit 2016 bei FRÖBEL. Nach
fünf Jahren im FRÖBEL-Kindergarten Am Ring, wo
sie unter anderem als zusätzliche Fachkraft im
Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ gearbeitet hat,
koordiniert sie seit September 2021 den Aufbau
von Konsultationseinrichtungen bei FRÖBEL.
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