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AUS DER PRAXIS
Sprachentwicklung
beobachten –
Kinder erfahren, dass sie mit Sprache
etwas bewirken können, ihre Gefühle
ausdrücken und ihre eigene Meinung
mitteilen können. Sprachbildung kann
in sämtlichen Situationen umgesetzt
werden. Doch nur wenn die Beobachtungsergebnisse genutzt und mit
passenden Maßnahmen der Sprachbildung und Sprachförderung verknüpft
werden, profitieren Kinder und Familien.
Die Praxis der Sprachentwicklungsbeobachtung in Deutschland ist vielfältig und
wenig übersichtlich (siehe auch Grafik
„Sprachstandserhebung in Deutschland
– ein Überblick auf S. 14/15 in diesem
Heft). Dennoch kann festgestellt werden, dass in allen Kindertageseinrichtungen eine Sprachentwicklungsbeobachtung zumindest zu einem Zeitpunkt, meist
in den letzten Jahren vor der Einschulung, vorgeschrieben oder im Rahmen
der ganzheitlichen Beobachtung und
Dokumentation implizit vorausgesetzt
wird. Doch durch die reine Anwendung
der zur Verfügung stehenden Verfahren
entsteht noch kein Mehrwert für pädagogische Fachkräfte, Kinder oder Familien. Wie die Beobachtungsergebnisse
genutzt werden und welche nächsten
Schritte folgen, ist entscheidend.
Zusammenarbeit mit Familien
Studien zeigen schon seit langem, dass
pädagogische Fachkräfte die Relevanz
von Beobachtung und Dokumentation
erkennen und Beobachtungsergebnisse
nutzen. Im Forschungsbericht „Schlüssel
zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung – Bildungsaufgaben, Zeitkontingente und strukturelle Rahmenbedingungen
in Kindertageseinrichtungen“ geben
beispielsweise schon 2013 fast alle der
1.214 Befragten an, die Beobachtungsergebnisse zur Vorbereitung auf Entwicklungsgespräche mit den Familien zu nutzen („meistens“:19 %; „immer“: 76 %)
(Viernickel et al. 2013).
und dann?
Dies bestätigen auch aktuelle Auswertungen der Daten aus den Projekten
der Bund-Länder-Initiative „Bildung
durch Sprache und Schrift“. In einer
schriftlichen Befragung gaben von 57
pädagogischen Fachkräften ebenfalls
fast alle an, dass Beobachtungsergebnisse oft oder sehr oft für Elterngespräche
genutzt werden („oft“: 28,07 %; „sehr oft/
immer“: 66,67 %) (Wirts/Fischer/Cordes
2021).
Das Besondere an dieser Studie mit
einer eher geringen Fallzahl ist, dass sich
diese Selbsteinschätzung durch eine
qualitative Analyse anschließender
Gruppendiskussionen mit zufällig aus
den Projekteinrichtungen ausgewählten
Kitateams bestätigte (ebd.). Die Entwicklungsgespräche sind ein geeigneter Anlass, um sich mit den Familien über die erlangten Kompetenzen und Entwicklungen sowie die Potenziale und Bedürfnisse des Kindes auszutauschen und sie bei
Bedarf mit konkreten Ideen, Anregungen und Impulsen bei der Sprachbildung