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EDITORIAL
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Kitas sind zentrale Orte für sprachliche Bildung im Alltag – egal
welche Erstsprache ein Kind mitbringt. Wird in der Familie kein
Deutsch gesprochen, ist die Kita häufig der einzige Ort, an
dem sie Deutsch hören und sprechen können. Auch für den Erwerb der Erst- oder Familiensprache ist eine gute Sprachbildung in der Kita wichtig.
Die Fähigkeit, sich mit anderen zu verständigen, Wünsche und
Anliegen zu formulieren, ist unabdingbar für die Teilhabe der
Kinder – egal, ob in der Familie, der Kita oder später in der
Schule.
Die Wissenschaft betont immer wieder, dass sich Bildungsungerechtigkeiten in den ersten sechs Lebensjahren manifestieren.
Was in diesem Zeitraum gelernt oder nicht gelernt wird, prägt
den gesamten weiteren Lebensweg. Kitas bieten eine unschätzbare Chance, hier frühzeitig die Weichen für mehr Gerechtigkeit zu stellen.
gleichen Chancen haben, um Rückstände aufzuholen. Mehrsprachigkeit wird häufig nicht als Ressource betrachtet, dabei bringen mehrsprachige Kinder wertvolle Kompetenzen
mit. Eltern sind die wichtigsten Partner für eine gute Bildung
der Kinder: Für eine gute Zusammenarbeit zwischen Kita und
Familien braucht es mehr und besseren Zugang zu Kinderbüchern in vielen Sprachen, Übersetzungshilfen und Ressourcen
für Kita-Sozialarbeit. Nicht zuletzt brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte, um diese große Bildungsaufgabe zu stemmen. Initiativen wie das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“
müssen daher verstetigt werden.
In dieser Ausgabe der KINDgerecht lesen Sie, wie gute Sprachbildung in der Kita gelingen kann, wie Mehrsprachigkeit zur
Ressource wird und was die Politik tun muss, damit alle Kinder
in den ersten Lebensjahren die Bildungschancen erhalten, die
sie für eine gute Entwicklung brauchen.
Viel Freude beim Lesen.
Bis alle Kinder davon profitieren werden, ist es noch ein weiter
Weg. Noch haben längst nicht alle Kinder die Chance auf einen Kitaplatz. Für Berlin belegt eine aktuelle Studie1, dass Familien mit Migrationshintergrund offenbar weniger häufig einen Kita-Platz finden als Familien mit deutschen Wurzeln. Es
gibt keine valide flächendeckende Erhebung des Sprachstands von Kita-Kindern. Ein bundesweit einheitliches System
würde gewährleisten, dass Kinder überall in Deutschland die
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Stefan Spieker, FRÖBEL-Geschäftsführer
1 Dohmen, D. et al. (2021): Entwicklung frühkindlicher Bildungsbedarfe in
Berlin: Vom Platzmangel zu Bildungschancen. Berlin. Unter: kita-stimme.berlin/
media/fibs_kita-stimme_kita-entwicklung_berlin_211027_final.pdf