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Kinder sollten erst eine
Sprache, ihre Muttersprache,
richtig lernen und dann mit der
nächsten beginnen.
Falsch!
Zwei Sprachen zu lernen ist für Kinder keine Überforderung,
auch wenn das die Wissenschaft lange geglaubt hat. Alle
Menschen sind prinzipiell dafür ausgestattet, mehrere Sprachen gleichzeitig zu lernen. Die Bedingungen sind bei Kindern
unter drei Jahren sogar besonders günstig.
Literatur:
Chilla, Solveig/Fox-Boyer, Annette (2016): Zweisprachigkeit/
Bilingualität. Ein Ratgeber für Eltern. 2, überarbeitete Auflage.
Idstein: Schulz-Kirchner.
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Richtig!
Das sogenannte „Code-Mixing“ oder „Code- Switching“ tritt oft bei mehrsprachigen Kindern auf und ist völlig normal. Es ist sogar eher eine wertvolle
Funktion und Ausdruck hoher Sprachkompetenz. In der Regel lernen Kinder
im weiteren Verlauf, die Sprachen deutlich zu trennen. Wenn sie das nicht
können und die Sprachen weiterhin durcheinanderbringen, hat es meist
eine andere Ursache.
Literatur:
Auer, Peter (2009): Competence in performance: Code-switching und andere Formen bilingualen Sprechens. In: Gogolin, I./Neumann, U. (Hrsg.):
Streitfall Zweisprachigkeit – The Bilingualism Controversy. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 91-110.
Paradis, Johanne/Genesee, Fred/Crago, Martha (2011):. Dual language development and disorders: A handbook on bilingualism and second language learning (2nd Ed.). Baltimore, MD: Brookes Publishing.
Die Durchmischung von Sprachen bei
mehrsprachig aufwachsenden Kindern
hat keine negativen Konsequenzen.
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Einsprachige Kinder haben weniger
Sprachentwicklungsstörungen als
mehrsprachige Kinder.
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Falsch!
Sechs bis acht Prozent aller Kinder weltweit haben Sprachentwicklungsstörungen. Mehrsprachigkeit ist keine Ursache. Bei
mehrsprachigen Kindern gilt: Das Problem muss immer in beiden Sprachen auftreten, sonst ist es keine Sprachstörung (Faustregel: Weniger als 50 Wörter am zweiten Geburtstag, fast keine
Zwei-Wort-Sätze, häufiges Benutzen von Lauten und Gesten).
Literatur:
Scharff Rethfeld, Wiebke (2013). Kindliche Mehrsprachigkeit:
Grundlagen und Praxis der sprachtherapeutischen Intervention. Stuttgart: Thieme.
Im Prinzip richtig!
Gelegentlich sind mehrsprachige Kinder zeitweise langsamer in der Sprachentwicklung, weil sie doppelt so viel lernen müssen. Meist holen sie die Rückstände aber schnell auf und erreichen die Meilensteile etwa im gleichen Alter wie einsprachige Kinder.
Literatur:
Chilla, Solveig (2011): Bilingualer Spracherwerb. In: Siegmüller, J./Bartels, H.
(Hrsg.): Leitfaden Sprache-Sprechen-Schlucken-Stimme. München: Elsevier,
46-51.
Ein- und mehrsprachige Kinder
sind in ihrer Sprachentwicklung
gleich schnell.
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Sechs Mythen zur
Sprachentwicklung
RÄTSEL