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Nachhaltige Verankerung der Schwerpunktthemen des
Bundesprogramms
Nach einer zweijährigen Verlängerung des Programms bis Ende
2022 steht das vorläufig letzte Förderjahr ganz im Zeichen der
nachhaltigen Verankerung der erreichten Qualitätsstandards.
Im 5. Zwischenbericht zur Evaluation des Bundesprogramms
(Anders et al. 2021) zeigte sich, dass die Ergebnisse der Evaluation den aktuellen Forschungsstand hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen Struktur und Qualität widerspiegeln.
So besteht im Falle eines Auslaufens der Förderung das Risiko,
dass sich ein Status Quo von Maßnahmen im Team verfestigt
und erfolgreiche Maßnahmen an Qualität verlieren, wenn die
strukturelle Rahmung für den trägerübergreifenden Austausch
im Verbund und die zusätzliche Begleitung einer themenspezifischen Fachberatung entfallen.
Die Strukturen, die auf personeller Ebene und für Vernetzungen
geschaffen wurden, stellen eine wichtige prozessbegleitende
Maßnahme im pädagogischen Alltag dar, die nach Ende des
Programmes an vielen Stellen deutlich fehlen könnte.
Im aktuellen Koalitionsvertrag wird eine Weiter
entwicklung und Verstetigung des Bundes
programms „Sprach-Kitas“ in Aussicht gestellt.
Angesichts des großen Stellenwerts der
Sprachentwicklung für Bildungsteilhabe und
Chancengerechtigkeit stellt die nachhaltige
Absicherung der Strukturen eine wünschenswerte Perspektive für die Zukunft dar.
Erfolge und Chancen im
Bundesprogramm „Sprach-Kitas“
Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der
Schlüssel zur Welt ist“ (2016–2022) ist eine Erfolgsgeschichte.
Mittlerweile ist jede zehnte Kindertageseinrichtung in
Deutschland eine Sprach-Kita. Je nach Größe werden eine
bis zwei zusätzliche Fachkräfte mit jeweils 19,5 Stunden vom
Bund gefördert. Sie begleiten ganzheitlich und systematisch
unter folgenden Schwerpunkten:
• alltagsintegrierte sprachliche Bildung
• inklusive Bildung
• Zusammenarbeit mit Familien
• digitale Medien
Die zusätzliche Fachkraft begleitet das Team bei der Umsetzung der Schwerpunktthemen des Bundesprogramms. Eine
direkte pädagogische Arbeit mit den Kindern und Familien
durch sie ist nur exemplarisch vorgesehen. In den letzten vier
Jahren wurden in den Sprach-Kitas diverse Impulse und Methoden eingeführt und ausprobiert. Im Vordergrund steht
dabei die Stärkenorientierung. Das bedeutet für die Fachkräfte, sowohl auf die Potenziale der Kinder einzugehen als
auch die Einrichtung in ihren bereits bestehenden Ansätzen
zu stärken. So wurden diverse Methoden erprobt und mit
den Schwerpunkten der jeweiligen Einrichtungen verknüpft:
•Videografie wurde als wertschätzendes und wertvolles
Mittel der Reflexion für die Situationsanalyse genutzt.
•Teams wurden durch kurze thematische Inputs für kulturelle Vielfalt, verschiedene Lebenswelten, Alltagsrassismus,
Willkommenskultur, Kinderrechte, beständige Teilhabe
und wertschätzende Kommunikation sensibilisiert.
•Entwicklungsbeobachtung und -dokumentation wurden
im Hinblick auf Sprache genau differenziert.
•Die in der Kita angebotenen Materialien wurden im Sinne
von Vielfalt, inklusiver Pädagogik und Sprachanregung
unter die Lupe genommen.
Die Autorin:
Ulrike Henze arbeitet seit 2016 bei FRÖBEL.
Nach fünf Jahren im FRÖBEL-Kindergarten
Am Ring, wo sie unter anderem als zusätzliche Fachkraft im Bundesprogramm
„Sprach-Kitas“ gearbeitet hat, koordiniert sie
seit September 2021 den Aufbau von
Konsultationseinrichtungen.
Referenzen
Anders, Yvonne/Kluczniok, Katharina/Ballaschk, Itala/Bartels,
Kai Caroline/Blaurock, Sabine/Grimmer, Julia/Große, Christiane/Hummel, Theresia/Kurucz, Csaba/Resa, Elisabeth/Then, Sebastian/Wieduwilt, Nadine/Roßbach, Hans-Günther (2021): Policy Brief zum fünften Zwischenbericht zur wissenschaftlichen
Evaluation des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache
der Schlüssel zur Welt ist“. Ergebnisse der Beobachtungsstudie
zur pädagogischen Qualität in ausgewählten Sprach-Kitas. Berlin/Bamberg: Freie Universität Berlin, Otto-Friedrich-Universität
Bamberg. Abgerufen über https://sprach-kitas.fruehe-chancen.de (17.01.22)
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Über die Online-Plattform des Bundesprogramms bereitgestellte Impulse und Materialien für die Arbeit wurden genutzt.
Gogolin, Ingrid (2020): Sprachliche Förderung, sprachliche Bildung und Lernen im Deutschen als Zweitsprache während
und nach der Pandemie, In: Fickermann, Detlef/Edelstein,
Benjamin (Hrsg.): „Langsam vermisse ich die Schule...“ Schule
während und nach der Corona-Pandemie. Münster/New
York: Waxmann, S. 175–188. Abgerufen über www. pedocs.de
(17.01.22)
Koalitionsvertrag 2021–2025 zwischen der Sozialdemokratischen
Partei Deutschlands (SPD), BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und den
Freien Demokraten (FDP) (2021). Abgerufen über www.spd.de
(17.01.22)
Schäfer, Karin (2021): Sprachbildung in Corona-Zeiten – Auswirkungen von pandemiebedingten Kita-Schließungen auf
Sprachentwicklung von Kindern und Sprachförderung in den
Kitas. Abgerufen über www.nifbe.de (17.1.2022)