EXAMPLE - MAGAZINE - WISSENSVORSPRUNG - Flipbook - Seite 17
Klar denken. Klug entscheiden. Wirksam beeinflussen.
schnittlich viele Schüler in einer
Klasse sehr gut oder sehr schlecht
sind.
D
as lässt sich ganz leicht erklären:
Stellen Sie sich vor, Sie hätten
eine Kiste mit 10 roten und 10 blauen
Murmeln, aus der Sie nacheinander
immer eine Murmel ziehen. Ihr Ziel
ist es, so oft wie möglich die gleiche
Farbe zu erwischen. Je seltener Sie
ziehen, umso größer ist ihre Chance.
Wenn Sie zweimal ziehen, kann es
gut sein, dass Sie zweimal rot ziehen.
Bei dreimal ist die Wahrscheinlichkeit dafür schon ein bisschen kleiner.
Wenn Sie zehnmal ziehen, ist die
Wahrscheinlichkeit, immer die gleiche Farbe zu ziehen, minimal.
S
o ist es auch mit den Schülern: In
einer kleinen Klasse ist es wahrscheinlicher, dass Sie im Schnitt
mehr gute Schüler finden als in einer
großen Klasse. Aber es ist eben auch
wahrscheinlicher, überdurchschnittlich viele schlechte Schüler zu finden. Je kleiner die Stichprobe umso
eher gibt es extremere Ergebnisse.
Die Studie ist somit wertlos, aber die
Gates-Stiftung hat sie als Grundlage für eine Investition von 1,7 Milliarden US-Dollar genommen. Denn
die falschen Fakten der Studie lassen
sich auch noch sehr gut durch eine
plausible Geschichte bestätigen: In
kleinen Schulen gibt es mehr individuelle Betreuung und daher sind
die Schüler besser. Wir reimen uns
gerne Geschichten zusammen, die
logisch klingen (leider auch, wenn
sie nicht stimmen).
1,7 Milliarden US-Dollar für Schulen sind in meinen Augen nie eine
große Katastrophe. Selbst, wenn
sie fälschlicherweise nur an kleine
Schulen gespendet werden, weil man
davon ausgeht, dass diese die besten
Schüler hervorbringt.
lernen, alle diese Fehler zu vermeiden. Was es braucht, ist das Bewusstsein für diese Fallen und ein wenig
Training. Das wichtigste ist, die häufigsten Denkfallen zu kennen. Denn
nur so können wir sie im Alltag erkennen und somit vermeiden.
W
J
enn Sie in Ihrem Leben oder in
Ihrem Unternehmen jedoch
solchen Denkfallen erliegen und daher große Fehlinvestitionen tätigen,
dann hat das schlimmere Folgen.
Menschen und Unternehmen, die zu
oft schlechte Entscheidungen treffen,
stehen sehr schnell auch schlechter
da. Manchmal reicht sogar eine einzige große Fehlentscheidung und alles geht den Bach herunter.
I
ch habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die Schlechte: Evolutionär bedingte Denkfallen
sind nicht die einzige Gefahr für unsere Entscheidungsqualität. Es gibt
noch fünf weitere Gefahren. Doch
die gute Nachricht ist: Wir können
eder Mensch kann ein guter Entscheider werden und je mehr gute
Entscheider Sie in Ihrem Team haben, umso besser werden die Ergebnisse. Sie müssen nicht dieselben
Fehler wie Bill Gates machen. Wenn
Sie Ihre Entscheidungsqualität oder
die Ihres Teams verbessern wollen,
dann lassen Sie uns sprechen. Gleiches gilt, wenn Sie die Psychologie
hinter dem Treffen von Entscheidungen nutzen möchten, um Entscheidungen anderer wirksam zu
beeinflussen. Denn nicht nur unsere
eigenen Entscheidungen beeinflussen unser Leben, sondern auch die
der Menschen um uns herum.
michaelmerkl.com
I
ntelligenz schützt eben nicht vor
Fehlurteilen! Und das lässt sich
leicht erklären: Fehlurteile haben
nicht immer etwas mit unserer Intelligenz zu tun. Denn Fehlurteile kommen oft durch Denkfallen zustande.
Das Problem ist, dass diese Denkfallen evolutionär bedingt sind. Wir
alle sind davon betroffen, egal ob
intelligent oder nicht so intelligent.
Unser Gehirn ist einfach evolutionär
für eine andere Umwelt ausgerichtet,
nämlich die unserer Vorfahren in
der Steinzeit. Die Welt hat sich deutlich schneller gewandelt als unser
Gehirn und darum machen wir diese
Denkfehler.
Foto: © Dominik Pfau
Ausgabe 06/2022
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