EXAMPLE - MAGAZINE - WISSENSVORSPRUNG - Flipbook - Seite 16
Michael Merkl
Intelligenz schützt nicht vor Fehlurteilen
Wie Bill Gates 1,7 Mrd. Dollar in den Sand setzte
E
ine Frage zu Beginn: Glauben
Sie, dass die Qualität unserer
Entscheidungen von unserer Intelligenz abhängt? Mit anderen Worten,
dass intelligente Menschen auch klügere Entscheidungen treffen? Wenn
das so wäre, müsste Intelligenz der
Faktor schlechthin für persönlichen und beruflichen Erfolg sein.
Und es müssten die Unternehmen
am erfolgreichsten sein, die überdurchschnittlich viele intelligente
Mitarbeiter haben. Ich gehe einfach
mal davon aus, dass Sie zwischen der
Intelligenz eines Menschen und der
Qualität seiner Entscheidungen eine
große Korrelation vermuten.
N
un, schauen wir uns einen Menschen an, dessen Intelligenz die
meisten nicht in Frage stellen: Bill
Gates. Und überprüfen wir an ihm,
ob Intelligenz immer zu guten Entscheidungen führt. Oder besser gesagt: Ob Intelligenz vor Fehlurteilen
schützt.
M
achen wir dazu ein Experiment: Stellen Sie sich vor, Sie
hätten eine Stiftung. Und sie möchten mit ihr etwas bewirken: Sie
wollen Schulen unterstützen, die
nachweislich bessere Schüler hervorbringen. Dazu müssen Sie aber erstmal herausfinden, was für Schulen
das sind. Sie geben also eine Studie
in Auftrag, um die erfolgreichsten
Schulen zu identifizieren. Und Sie
wollen herausfinden, welche Merkmale diese Schulen besitzen. Die
Studie unter über 1600 Schulen in
Pennsylvania ergibt folgendes Ergebnis: Sechs der besten fünfzig Schulen
sind klein. Damit sind sie vierfach
überrepräsentiert.
Top-Schulen überdurchschnittlich
repräsentiert. Doch kleine Schulen
sind nicht besser als große Schulen.
Sie fallen nur häufiger in Extreme.
Hätte die Gates-Stiftung eine Studie
in Auftrag gegeben, die herausfinden soll, welche Schulen besonders
W
as würden Sie denken? Vermutlich folgendes: In kleinen
Schulen können Schüler individuell
betreut werden. Deshalb verbessern
sich ihre Leistungen. Es ist also nur
logisch, dass überdurchschnittlich
viele kleine Schulen zu den besten
gehören. Die Folge: Sie spenden mit
ihrer Stiftung 1,7 Milliarden USDollar an ein Projekt zur Unterstützung kleiner Schulen. Das Problem:
Diese Entscheidung ist falsch!
D
ies ist kein erfundenes Beispiel.
Die Gates-Stiftung hat tatsächlich die benannte Studie mit den
beschriebenen Resultaten in Auftrag gegeben. Und sie hat wirklich
(in Zusammenarbeit mit Partnern,
darunter u.a. das US-Bildungsministerium) die genannte Summe von
1,7 Milliarden US-Dollar für kleine
Schulen gespendet. Leider auf der
Grundlage falscher Fakten, die durch
eine Denkfalle entstanden sind:
Zwar waren kleine Schulen bei den
Foto: © Dominik Pfau
schlecht sind, wären kleine Schulen
ebenfalls überdurchschnittlich oft
repräsentiert gewesen.
D
er Grund: Je kleiner eine Schule,
umso kleiner auch die Stichprobe und umso eher kann es passieren, dass zufälligerweise überdurch-
Mehrfach ausgezeichnet als Speaker. 250.000 Menschen auf
YouTube erreicht. Die Süddeutsche Zeitung schreibt über
ihn: „Eine gute Investition in Erfolg und Gesundheit.“ Michael Merkl zeigt in seinen Vorträgen und Trainings, warum wir
mit unserem Urteil öfter falsch liegen als wir bemerken, wie
man Fehlentscheidungen vermeidet und wie man wirksam
Einfluss auf die Entscheidungen und das Verhalten anderer
nimmt.
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