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24 VERTRIEB
auch innerhalb unseres Teams ganz gut
bemerkbar.
Welche Ziele habt ihr in den nächsten
Jahren?
Cindy: Ich habe tatsächlich keine Zahlenziele. Mein Ziel ist, im Idealfall besser
zu sein als im Vorjahr. Ich möchte sagen
können: „Ich kann es mir beweisen, es
funktioniert, ich kann das, ich lass nicht
nach, und ich entwickele mich kontinuierlich weiter im Niveau.“ Statt Zahlen
bedeutet mir Kontakt zu haben, meine
Entwicklung zu spüren und Nähe aufzubauen viel mehr. Ich bin diesbezüglich
sicherlich eine „Exotin“ und hebe mich
gerade hier stark von vielen männlichen
Kollegen ab. Aber genau dieser Punkt
steht für meine Grundzufriedenheit und
meine Motivation.
Edona: Tatsächlich habe ich mich am
Anfang nur über die Zahlen und Umsatzlisten definiert. Ich wollte zeigen,
dass ich es draufhabe, dass ich es im
Team schaffe, mir meinen Platz zu holen.
Doch ich habe sehr früh durch viele Gespräche auch mit den Kollegen gemerkt,
dass es um meine Ziele geht. Dass ich
die mir gesteckten Ziele erfüllen möchte.
Das motiviert mich mehr als der Vergleich mit anderen.
Man spürt, dass in der Vertriebsbranche doch auch Voreingenommenheit
dahingehend herrscht, dass bei gleicher
Eignung und Qualifikation Frauen
nicht die gleichen Karrierechancen
zur Verfügung stehen wie Männern.
Vorurteile sind oft verantwortlich für
Hindernisse! Wie müssen sich Vertriebe verändern und oder entwickeln,
um ansprechender für Frauen zu sein?
Welche Vorurteilen begegnet ihr im
Alltag?
Cindy: Das Hauptproblem ist gar nicht,
dass es unattraktiv oder schwerer ist für
Frauen reinzukommen, sondern ein großes Thema ist sicherlich, dass wir selbstständige Handelsvertreterinnen sind.
Das schreckt ganz sicher etwas ab, so
ging es mir auch mit Anfang 20. Weiter
kommt das biologische Thema der Kinderplanung dazu. Faktoren wie Elterngeld, Elternzeit etc. kommen nicht oder
nur zum Teil zum Tragen. Du steigst aus
und hast das Risiko, vielleicht nicht mehr
in deinen Ursprungskundenbestand
reinkommen zu können. Dieses Problem
sehen und prüfen sicherlich viele Frauen,
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weshalb sie trotz Eignung nicht in den
Handelsvertretervertrieb gehen. Ich sehe
hier großes Potenzial für die Finanz
vertriebe, sich über attraktivere Modelle
Gedanken zu machen, um sich für dieses
Thema in der Zukunft im Vertrieb, insbesondere für Frauen, attraktiver aufzustellen.
Edona: Man macht sich natürlich Gedanken darüber, selbstständig zu sein.
Für mich war es aber keine Frage, weil
ich es immer wollte, und eine weitere
Planung steht für mich momentan nicht
an.
Was ist euer Tipp für eine erfolgreiche
Vertriebskarriere?
Edona: Dass man sich nicht verstellt
und sich treu bleibt, einfach authentisch
und sympathisch ist. Ganz wichtig ist
für mich, nach Rückschlägen wieder
aufzustehen und die Erfahrung mitzunehmen und daraus zu lernen. Auch das
sind meine Entwicklungsmomente, die
manchmal hart sind, aber auch wieder
erfolgreicher machen.
Cindy: Ich weiß noch, meine erste Frage
an einen Kollegen war: „Kann ich mich
noch im Spiegel anschauen, wenn ich
einen Verkäuferinnenjob mache?“ Denn
für mich stand immer fest, ich will hinter
dem stehen, was ich verkaufe. Das ist
auch mein wichtigster Tipp: Stehe hinter
dem, was du deinem Kunden verkaufst,
denn der Kunde merkt, wenn es nicht so
ist.
Ein weiterer Tipp ist sicherlich, den
eigenen Druck rauszunehmen. Denn
auch hier spürt der Kunde, wenn ich
ihm das 20. Produkt meiner Gesellschaft
verkaufen möchte und Druck aufbaue.
Er unterschreibt erst recht nicht, und ich
komme so in eine emotionale Abwärtsspirale und muss mit den Rückschlägen
lernen umzugehen. Bei mir hat der Weg,
mit Rückschlägen umgehen zu können,
fast vier Jahre gedauert. In diesem Zusammenhang kann ich auch sagen, dass
es sehr wichtig ist, darüber zu sprechen,
was übrigens uns Frauen leichter fällt als
den männlichen Kollegen.
Während Frauen im Management und
in Führungspositionen einiger SalesNischen stärker repräsentiert sind, beträgt ihr genereller Anteil im Vertrieb
immer noch weniger als ein Drittel
der Führungskräfte. Könnt ihr euch
eine Karriere als Führungskraft im
Vertriebsmanagement vorstellen? Was
wären eure wichtigsten Ansätze?
Cindy: Für den Moment kann ich sagen, dass ich mich heute noch nicht als
Führungskraft im Außendienst sehe.
Ich spüre bei mir selbst noch sehr viel
Entwicklungspotenzial, weshalb der
Zeitpunkt für eine Führungsrolle zum
jetzigen Zeitpunkt für mich zu früh ist.
Gern beschreibe ich meine eigene Entwicklung als eine Reise, auf der ich mich
im Moment und in Richtung Zukunft
befinde. Auf dieser Reise wird es noch
viele Abzweigungen geben, und ich werde unterschiedliche Eindrücke und Erfahrungen sammeln dürfen und müssen.
Mit diesen Erfahrungen im Koffer werde
ich vielleicht irgendwann möglicherweise bereit sein für eine Führungsposition
und mehr Verantwortung. Sicher bin
ich mir bereits für meine Agenda als
Führungskraft: Das Thema Einfühlungsvermögen steht ganz, ganz oben (lacht).
Edona: Auch ich bin noch weit weg von
einer Führungsposition, denn mit meinen 23 Jahren stehe ich noch am Anfang
meiner Entwicklung. Selbst der Gedanke,
einmal Führungskraft im Außendienst
sein zu können, ist momentan noch weit
weg. Aber es heißt ja: „Sag niemals nie…“
Eine persönliche Frage zum Schluss:
Jede von euch hat einen Wunsch frei.
Welchen würdet ihr euch in den nächsten Wochen und Monaten erfüllen?
Cindy: Ich habe mir gestern einen
Wunsch erfüllt: Wir haben unseren ersten und einzigen Urlaub für dieses Jahr
gebucht, und darüber freue ich mich
riesig.
“
Edona: Ich würde sehr gern mal nach
Kanada fliegen. Mein Cousin wohnt
dort, und ich will ihn schon so lange einmal besuchen.
Interview wurde geführt von Bettina Allgaier
LBS Südwest
CINDY DANK
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