25-03-12 Boersenverein Jahresbericht 2024- RZ online - Flipbook - Seite 8
POLITIK
RECHT
POLITIK RECHT
DIE POLITISCHE
ARBEIT IN
DEUTSCHLAND
E-LENDING
Die digitale Ausleihe von E-Books durch
öffentliche Bibliotheken (E-Lending) hat
in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Die zentrale Herausforderung beim E-Lending besteht darin,
die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Akteure in Einklang zu bringen:
Bibliotheken möchten ihren Nutzer*innen gerade nach den Erfahrungen mit
pandemiebedingten Bibliotheksschließungen einen breiten und unkomplizierten Zugang zu digitalen Medien
bieten.
Autor*innen und Verlage haben die
Aufgabe, ihre Werke auch im digitalen
Raum angemessen zu monetarisieren
und eine langfristige Wertschöpfung
sicherzustellen.
Buchhandlungen stehen durch das ELending in ihrem Kerngeschäft unter
Druck, da digitale Bibliotheksausleihen
potenziell den Kauf von E-Books und
Büchern ersetzen können.
Ein durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM),
Claudia Roth, initiierter runder Tisch
brachte seit 2022 Urheberverbände
sowie Vertreter*innen von Bibliotheken,
Buchhandel und Verlagen und der Politik
zusammen. Ziel war es, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten, die die Interessen
aller Beteiligten beim E-Lending wahren.
Der runde Tisch hat eine Studie bei dem
Marktforschungsinstitut DIW Econ in
Auftrag gegeben, um die wirtschaftlichen
Auswirkungen des E-Lendings auf den
Buchmarkt unparteilich zu beleuchten.
Sie zeigte, dass der Verleih von E-Books
durch Bibliotheken insbesondere bei Neuerscheinungen eine potenziell schädliche
Wirkung auf den Verkauf von E-Books
haben kann. Die Studie hob hervor, dass
ein ausgewogenes Lizenzmodell erforderlich ist, um sowohl die wirtschaftlichen
Interessen von Autor*innen, Verlagen und
Buchhandel als auch die gesellschaftlichen
Aufgaben der Bibliotheken zu berücksichtigen.
Unter Auswertung dieser Studie hat der
runde Tisch eine Reihe von Empfehlungen verabschiedet. Insbesondere wurde
die Einführung flexibler Lizenzmodelle
vorgeschlagen, die den unterschiedlichen
Bedürfnissen von Bibliotheken und Buchhandel und Verlagen gerecht werden.
Dabei wird die zeitliche Verzögerung der
Verfügbarkeit von Neuerscheinungen beim
E-Lending, das sognannte Windowing, ein
zentrales Element zur Sicherung des Erstverkaufs bleiben.
Der Börsenverein hat zum konstruktiven
Dialog am runden Tisch beigetragen und
hält die erarbeiteten Empfehlungen für
einen wichtigen Schritt, um die Interessen
aller Beteiligten in Einklang zu bringen.
Besonders die Anerkennung der wirtschaftlichen Belange von Verlagen und
Buchhandel sowie die Diskussion über die
Wichtigkeit von Windowing-Fristen wertet
er als positiv. Er wird den Prozess eines fairen Interessenausgleichs auch zukünftig
eng begleiten und darauf hinwirken, dass
die Belange der Branche bei der konkreten
Ausgestaltung der Maßnahmen berücksichtigt werden.